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Sir Walter Scott – Feierlichkeiten zu seinem 250. Geburtstag

von Wilfried Klöpping

Der Geburtstag des schottischen Nationaldichters Sir Walter Scott jährt sich im August 2021 zum 250. Mal. Mit seinen historischen Romanen und Abenteuergeschichten eroberte er die Literaturwelt zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Sturm. Er gehörte zu den meistgelesenen und hoch geschätzten Autoren seiner Zeit, und seine Geschichten rund um edle Ritter, schottische Freiheitskämpfer und viel Romantik machten ihn zum ersten Bestsellerautor der Welt.
Zu seinen Bewunderern zählten keine geringeren als Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Hauff und Honoré de Balzac. Obwohl seine Werke in der heutigen Zeit nicht mehr unbedingt so häufig gelesen werden, so ist man sich in der Literaturwelt dennoch einig, dass Sir Walter Scott und sein Werk von großer Bedeutung für die Literaturgeschichte war, und er gilt gemeinhin als der Begründer des historischen Romans. Zu den größten Erfolgen seines umfangreichen Gesamtwerkes zählen »Waverley«, »Die Braut von Lammermoor«, »Rob Roy« und »Ivanhoe«. Viele seiner Werke dienten als Vorlage für Theaterschauspiele, Opern und Spielfilme.

Scotts Lebensgeschichte ist ebenso faszinierend, wie seine Erzählungen. Am 15. August 1771 wurde Scott in Edinburgh geboren. Seine Eltern gehörten der wohlhabenden Bildungsschicht an. Sein Vater war Rechtsanwalt, seine Mutter die Tochter eines Medizin-Professors. Der junge Walter Scott trat in die Fußstapfen seines Vaters, studierte Jura und wurde Prozessanwalt. Er war als Sekretär am Gerichtshof von Edinburgh tätig. Später wurde er zum Sheriff von Selkirk ernannt und sprach dort Zeit seines Lebens Recht. Er begann früh mit dem Schreiben von Gedichten und Balladen und wurde Teilhaber eines Verlages.
Zu Beginn seiner Karriere als Schriftsteller veröffentlichte er die Werke nicht unter seinem eigenen Namen. Er fürchtete um seinen seriösen Ruf als Anwalt, denn das Schreiben von Erzählungen fand zu jener Zeit keine große gesellschaftliche Anerkennung. Aus dieser Zeit stammt der Name »Wizard of the North – Zauberer des Nordens«. Seine stetig steigende Zahl von Lesern ebenso wie die literarischen Kenner ahnten, dass der Autor der spannenden Geschichten aus Schottland kam, wussten aber nicht genau, wer der Verfasser tatsächlich war. Seine literarischen Erfolge führten zu großen Ehren. Er wurde u.a. zum Ehrendoktor der Universitäten von Oxford und Cambridge ernannt und in den Adelsstand eines Barons berufen. Scott wurde ein vermögender Mann, der aber durch seinen exzentrischen Lebensstil und den Bau seines schlossähnlichen Landsitzes Abbotsford House in den Scottish Borders zwischenzeitlich bankrott ging.

Durch seine bildgewaltigen und poetischen Beschreibungen der wildromantischen schottischen Highlands voller trutziger Burgen und mächtigen Clan Chiefs mit ihren tapferen Getreuen förderte er das weltweite Interesse an seinem Heimatland. Er belebte die Kultur des Hochlands und erschuf so maßgeblich das Bild von dem Schottland, das bis heute weltweit geschätzt wird und auch für den Tourismus von unschätzbarem Wert ist.
Er war von ganzem Herzen Schotte und gab seinen Landsleuten nach den schweren Jahren der Unterdrückung und den »Highland Clearances«, die auf den letzten, niedergeschlagenen Jakobiten-Aufstand im Jahre 1746 in Culloden folgten, ihre Identität und ihren Stolz zurück. Scott war politisch aktiv und engagierte sich öffentlich für gesellschaftliche Themen, darunter für eine Steuererhöhung zur Finanzierung kostenloser Schulen für die Kinder der ärmeren Bevölkerung.

Neben den zahllosen Denkmälern, die man ihm in seinem Heimatland und auch in anderen englischsprachigen Ländern gesetzt hat, sticht wohl das Scotts Monument in der schottischen Hauptstadt Edinburgh besonders hervor. Das am Rande der Princes Street Gardens gelegene monumentale Bauwerk ist nicht zu übersehen und stellt ein Zeugnis der Bewunderung dar, die dem Dichter auch bis in die heutige Zeit in Schottland entgegengebracht wird. Erreicht man Edinburgh mit dem Zug, dann in den meisten Fällen über den Hauptbahnhof »Waverley Station«», dem wohl einzigen Bahnhof der Welt, der nach einer Romanfigur benannt wurde, eben jenem »Waverley«» aus Scotts erstem historischen Roman.
Sir Walter Scott starb am 21. September 1832 in Abbotsford und wurde in der Abtei von Dryburgh in seinen geliebten Scottish Borders beigesetzt. Abbotsford House, sein märchenhaftes Anwesen in der Nähe von Melrose, ist heute ein Museum mit modernem Besucherzentrum. Wer Scott auch über Nacht besonders nah sein möchte, kann sogar im »Hope Scott Wing« von Abbotsford, benannt nach Scotts Enkelin, mit max. 14 Personen übernachten. Dabei gehören Original-Dekorationen aus der Zeit Scotts und ein Chippendale-Himmelbett in der Suite dieses Gebäudeflügels sicherlich zu den Glanzlichtern dieser exklusiven Unterkunft.

Am 20. März 2021 werden die Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag von Sir Walter Scott mit einer spektakulären Lichtshow am Smailholm Tower um 19.00 Uhr offiziell eröffnet. Dabei sein werden zahlreiche Mitglieder vom berühmten »Edinburgh Sir Walter Scott Club« und bekannte Persönlichkeiten wie die Outlander-Autorin Diana Gabaldon. Auch interessierte Zuschauer aus Deutschland können sich über die Jubiläums-Webseite dazu schalten (Link siehe unten!).

Zusätzliche Informationen

Kontakt

The Abbotsford Trust
Abbotsford
Melrose
Roxburghshire
TD6 9BQ
Tel: +44-(0)1896-752043
E-Mail: enquiries@scottsabbotsford.co.uk

Fotocredits: The Abbotsford Trust / Angus Bremner

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