Als drittgrößte Stadt von Schottland steht Aberdeen schon seit vielen Generationen im Schatten Edinburghs und Glasgows und das, obwohl es eine ebenso bedeutungsvolle Geschichte und so manchen Superlativ zu bieten hat. Das Image der kühlen, fast abweisenden Stadt aus grauem Granit hängt über Aberdeen wie ein ewiger Fluch. Wer jedoch das Gestein der massiven Bauten einmal nach einem Regenguss in der Sonne silbern hat blitzen und glänzen sehen, erkennt, dass sich hinter vermeintlicher Tristesse eine Schönheit verbirgt.
Denn zwischen dem Grau der Häuser, Kirchen und Bauwerke finden sich viele Parks und Grünanlagen. Kleine, grüne, oft bunte Oasen, die Aberdeen bereits rekordverdächtige zehn Male zum Gewinner des „Britain in Bloom“ Wettbewerbs gemacht haben. Außerdem besitzt die Stadt mit den paradiesischen Blüten- und Pflanzenpräsentationen in Duthie Park Winter Gardens am Ufer des Flusses Dee eine der größten überdachten Gartenanlagen Europas.
Das charakteristische Granitgestein kam aus dem letztlich riesigen, mittlerweile teilweise gefluteten Steinbruch Rubislaw am Westrand Aberdeens. Es wurde nicht nur an Bauten vor Ort verwendet wie beispielsweise bei der Union Bridge aus dem Jahr 1805, der mit einer Spannweite von 40 Metern weltgrößten steinernen Bogenbrücke, sondern bildet auch die stabilen Pfeiler der legendären Forth Bridge oder der Londoner Waterloo Bridge. Granit aus Rubislaw ist zudem im Hafen von Sewastopol auf der Krim, in einem japanischen Tempel und in der weltberühmten Sydney Harbour Bridge zu finden.
Die Mündung des Dee, welche der Stadt den Namen gab, war ein idealer Standort zur Anlage eines Hafens. Das Aberdeen Harbour Board wurde bereits 1136 gegründet und ist immer noch aktiv. Damit gilt es mit Abstand als der älteste wirtschaftliche Betrieb in Großbritannien. Und es ist lebhafte Grundlage für den wirtschaftlichen Boom, der Aberdeen derzeit trägt. Mit dem größten Fischmarkt in Schottland, als Metropole für dem Umschlag von britischem Nordseeöl, als führend in Europa in Forschung und Umsetzung erneuerbarer Energieformen und als bedeutender und stabiler Finanzplatz. Davon profitiert zudem der auf Expansion ausgerichtete Flughafen, der den größten kommerziellen Helikopterhub der Welt besitzt.
Bis 1858 besaß Aberdeen mehr Universitäten als der Nachbar England, und Studenten beleben auch heute noch das Bild rund um die beliebte Shopping Meile Union Street. Diese bildet darüber hinaus den Schwerpunkt beim Aberdeen International Youth Festival das traditionell Ende Juli stattfindet und ein schillernd-buntes Kaleidoskop an verschiedensten Formen darstellender Kunst offeriert. Das Meeresmuseum präsentiert die enge Verknüpfung der Stadt mit der Seefahrt, die vielen Kunstgalerien zeigen ein faszinierendes Spektrum vom 15. Jahrhundert bis zur Neuzeit und mit „His Majesty’s Theatre“ verfügt Aberdeen über eine Bühne für Schauspieler internationalen Formates. Golfplätze, Schlösser und Whiskydestillerien in der näheren Umgebung der Stadt runden das vielfältige Angebot ab.
Fotocredits: Udo Haafke / Grant Anderson / VisitAberdeenshire / Aberdeen South Harbour / P&J Live