Edinburgh – die Hauptstadt Schottlands
Edinburgh, gern als ‚Athen des Nordens‘ bezeichnet, übernahm zu
Beginn des 15.Jahrhunderts von Perth das Attribut der schottischen
Hauptstadt und des Regierungssitzes. Konsequenterweise wurde auch das
schottische Parlament, das sich im Mai 1999 konstituierte, hier
angesiedelt. Mit seinen modernen, architektonisch provokanten, jedoch
sehr durchdachten Räumlichkeiten und den Außenanlagen bietet es einen
gravierenden Kontrast zum gegenüber befindlichen Holyrood Palace, dem
altehrwürdigen Sitz des britischen Königshauses.
Die Skyline
Edinburgh dominiert Arthur´s Seat, der markante Hügel vulkanischen
Ursprungs, im Westen sowie die meistbesuchte Sehenswürdigkeit des
Landes, Edinburgh Castle im Osten am Ausgangspunkt der Royal Mile.
Markant auch in etwas weiterer Entfernung ragen die mächtigen
Silhouetten der Brücken über den Firth of Forth in die Höhe.
Unter
der Bezeichnung ‚Auld Reekie‘ ist Edinburgh, dessen Zentrum seit 1999
zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, etwas weniger bekannt. Damit
umschreiben die Schotten die vom Rauch der Kohleöfen geschwärzten
Sandsteinfassaden, die zuweilen durchaus düstere Assoziationen wecken.
Vor allem in den schmalen, verwinkelten Gassen der Altstadt zwischen
immens hohen dunklen, fast fensterlosen Hauswänden geht es, unterstützt
von entsprechender Wetterlage, ausgesprochen unheimlich zu. Auch weht
hier bisweilen ein recht eigentümlicher Geruch, der schon Theodor
Fontane bei seinem Besuch aufgefallen ist. Nicht umsonst sind die
allabendlichen Geistertouren so außerordentlich beliebt.
Bedingt durch die geografische Lage der Altstadt sind hier imposante Häuser mit gut einem Dutzend Stockwerken zu finden, die sich geradezu dramatisch am Felsen auftürmen. Mit den Princes Street Gardens trennt eine großzügige Parkanlage den dominanten Altstadtbereich von der eher eleganten, im georgianischen Stil errichteten Neuen Stadt, die nach ausgefeilten Plänen angelegt wurde. Wer am Bahnhof Waverley ankommt, bemerkt unmittelbar die beiden so stark voneinander kontrastierenden Stadtteile.
Jeder Meter der Royal Mile, die stetig abwärts vom Castle nach Holyrood führt, birgt Historie, Mythos und immer auch sehr viel Mystik. Allerdings wollen sich diese nicht immer auf den ersten Blick erschließen, da sie oft von üppig-überladenen Souvenirshops und Andenkenläden kaschiert werden. Typisches Schottentum verkommt dann manchmal zu schnödem Kitsch im tradionellen Mäntelchen.
Der großen Zahl an Schriftstellern und Literaten, die hier lebten und arbeiteten und dies immer noch tun, verdankt Edinburgh als erster Stadt der Welt den Titel ‚Stadt der Literatur‘, der ihr 2004 von der UNESCO verliehen wurde.
Edinburgh rühmt sich Gastgeber eines der weltgrößten Festivals zu sein und richtet neben dem Military Tattoo wohl auch die spektakulärsten Silvesterpartys aus. Mit dem Bauvorhaben einer Straßenbahnverbindung vom Zentrum bis zum Flughafen stöhnt die Stadt derzeit unter den Einschränkungen einer nervenden Dauerbaustelle. Das Gebiet um den Flughafen, der ständig modernisiert wird, wächst zu einem großen Gewerbepark und Dienstleistungszentrum an. Ebensolches vollzieht sich im Hafengebiet von Leith, wo die Royal Yacht Britannia ihren neuen, musealen Lebenszweck erfüllt.
Lothians
Flächenmäßig sind die südlich des Firth of Forth gelegenen West &
East Lothians die kleinste Region Schottlands. Hinzu kommt jedoch noch
Edinburgh als Hauptstadt und Regierungssitz. Es dominiert die
Landwirtschaft das vornehmlich flache Land, das an der Küste auch über
einige schöne Sandstrände verfügt. Die Hauptstadtnähe stellt für die
Region große Vorteile durch viele hier ansässige Pendler dar. Zudem
konnten sich zahlreiche Golfplätze, vorwiegend im nobleren East Lothian,
etablieren.
Mit der Produktion des Brennstoffs Schieferöl errang
die Region im 19.Jahrhundert großen Wohlstand und Reichtum, der
vielfach noch heute sichtbar ist, aber gleichzeitig auch für starke
Luftverschmutzung sorgte. Industrieansiedlungen beherrschen und prägen
noch heute das Landschaftsbild von West Lothian.
Fotocredits: Udo Haafke