In dieser Rubrik erfahren Sie Wissenswertes über das Land Schottland, seine Geographie und Regionen vom Head of Galloway bis nach Unst auf den Shetland-Inseln, von der Schafsinsel Fair Isle bis zum legendären St. Kilda. Lernen Sie die Geschichte Schottlands kennen und das manchmal etwas raue Klima. Und natürlich die Menschen, ihr Leben, ihren Charakter, ihre regional unterschiedlichen Mentalitäten, ihre sprachliche Verschiedenheit, ihre besonderen Gepflogenheiten, ihre Sitten und Gebräuche.
Schottland am nördlichen Ende des britischen Kontinents besitzt mit der Hauptstadt Edinburgh als Zentrum der Bewahrung von Tradition und historischen Werten und Sitz der regionalen, nach Unabhängigkeit strebenden Regierung sowie mit der weltoffenen und modernen, ehemaligen Arbeiter- und Industriestadt Glasgow im Grunde nur zwei große Metropolen. Neben einigen weiteren Städten verteilen sich kleine Orte, Dörfer und Weiler über die Landschaft, die von Süden nach Norden einen Wandel von lieblich und beschaulich hin zu einer malerischen Erhabenheit vollzieht. Diese setzt sich in der Inselwelt der Hebriden und den von skandinavischen Einflüssen geprägten Northern Isles fort.
Die Geschichte des Landes präsentiert sich ebenso wechselhaft wie das Wetter, das gerne einmal vier Jahreszeiten auf einen Tag vereint und damit wahrlich alle oft zitierten Klischees bedient. Klischees, die oft missverständlich als Vorurteil verstanden und die nicht selten zum Zwecke erhöhter Aufmerksamkeit überstrapaziert werden. Man denke nur an Haggis, den Rock der Schotten oder den eindringlichen Klang des Dudelsackspiels, an den Kult um das Ungeheuer von Loch Ness oder die schottische Enthaltsamkeit, wenn es ums Geld geht. Klischees aber auch, die beispielsweise durch die besonderen Lebensumstände in der Einsamkeit des schottischen Hochlandes erklärbar sind.
Der Freiheitsdrang der Schotten ist sprichwörtlich, wurde jedoch während der Jahrhunderte, trotz manch erfolgreicher Schlacht, immer wieder in seine Grenzen verwiesen. Die Unterjochung durch den Nachbarn England stellt der heutige Besucher auf den ersten Blick kaum fest. Erst beim genaueren Hinsehen bemerkt er die feinen Unterschiede, die die schottische Mentalität so speziell machen und die tatsächlich existierende, spitzfindige Antipathie erklären. Spätestens seit der Film Braveheart über die Kinoleinwände flimmerte, gelangten die ureigenen schottischen Gefühle, Wünsche und Hoffnungen in ein weltweites Bewusstsein, bekamen mit der Person des unerschrockenen William Wallace ein Gesicht. Und der Ausgang des Referendums zur Abspaltung vom Vereinigten Königreich eröffnet in jedem Fall ein neues Kapitel in der Geschichte Schottlands.
Vier Sprachen werden in Schottland gesprochen. Dominiert natürlich vom Englischen, das je nach Region unterschiedliche Färbung durch sehr eigenwillige, manchmal nur schwer verständliche Dialekte erhält. Scots erlangt dabei eine Eigenständigkeit, die es insbesondere dem Nationaldichter Robert Burns zu verdanken hat. Scots wird nicht gelehrt, sondern schlicht im Alltag gesprochen mit eigenen Vokabeln und Idiomen. Während Doric nur noch eine geringe Verbreitung hat, kommt dem auf die Kelten zurückgehenden Gälisch heute eine ganz besondere Rolle zu. Einst bei Strafe verboten, konnte es dennoch überleben und versinnbildlicht auf seine ganz eigene Weise das Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit. So findet es beispielsweise weite Verbreitung in der populären Folkmusikszene.
Obwohl Schottland vergleichsweise klein ist, stellt die kulturelle Vielfalt im Alltag einen wichtigen Schwerpunkt dar. Darstellende wie bildende Kunst haben einen hohen Stellenwert, wie die vielfältigen Festivals in allen Bereichen von Musik bis zur Literatur eindrucksvoll belegen. Kunstabgänger der Glasgow School of Art genießen weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Schule selbst, eines der Meisterwerke des genialen Architekten Charles Rennie Mackintosh, besitzt eine ungemein inspirative Aura für Studenten jeglicher Kunstform. Schottische Musiker sorgen schon seit Jahrzehnten für kreative Einflüsse in der modernen Musik, während unser heutiges Tagesgeschehen ohne so manche Erfindung eines innovativen schottischen Geistes nicht denkbar wäre. Nicht zu vergessen schließlich die zahlreichen Werke schottischer Schriftsteller, die Eingang in die Weltliteratur fanden.
Fotocredits: Udo Haafke