Wie es im Vereinigten Königreich guter Brauch ist, wird auch in Schottland gern und viel über das Wetter geredet, manchmal geradezu philosophiert. Das führt hin und wieder zu umfangreichen, literarischen Abhandlungen, die sich mit diesem so inhaltsschweren wie endlosen Thema auseinander setzen.
Grundsätzlich gilt es sich an zwei basismeteorologischen Regeln bzw. empirischen Weisheiten zu orientieren:
- Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung,
- ist das Wetter schlecht, warte einfach fünf Minuten, dann ist es garantiert anders (wohlgemerkt anders, was nicht notwendigerweise besser bedeutet).
Hieraus erkennen wir einige wesentliche Charaktermerkmale des schottischen Wetters: es regnet – vermeintlich – häufig und es weht ein steter Wind. Beides ist natürlich eng miteinander verbunden, denn der Wind, der vornehmlich aus westlicher Richtung, also vom Atlantik bläst, treibt die Wolken vor sich her, die sich dann an der Küste im Westen, wo das Meer auf vorgelagerte Inseln und Festland trifft, entladen, während der Osten des Landes eher trocken erscheint. Dies belegen diverse Statistiken, wobei Niederschlagsmenge und -intensität durchaus nicht dramatischer sind als in klimatisch mutmaßlich begünstigteren Regionen auf dem Kontinent. Der permanente Wind hat im Übrigen seine Vorteile, sorgt er doch dafür, dass sich eine Wetterlage nie zu lange festzusetzen vermag und die Wolken immer wieder vertrieben werden.
In Scots, dem schottischen Sprachdialekt der südlichen Landesteile, gibt es eine schier unglaubliche Vielzahl von Bezeichnungen für Regen, die auf eine sehr intensive Auseinandersetzung in der Vergangenheit mit dem feuchten Element von oben schließen lassen. Da erhält selbst Nieselregen noch variantenreich formulierte Nuancen. Aber auch Wind und Sturm werden ähnlich wortreich bedacht.
Schottland genießt die Vorzüge der Golfstrom-Anliegerstaaten, was ein sehr gemäßigtes Klima, ein Seeklima, begünstigt. Die Sommer sind nicht zu heiß, die Winter nicht zu kalt, der Westen tendenziell etwas wärmer als der Osten, wobei die Temperaturen im Sommer nie unangenehm werden. Positiv also für diejenigen, die während des ganzen Jahres Golf spielen oder Wanderungen machen möchten. Hieraus kann man allerdings keine Empfehlungen für gute Reisezeiten ableiten, denn auch der April glänzt mit strahlendem Sonnenschein und der Mai kann schöner sein als Juli und August. Und auf Ende Oktober/Anfang November schwört jeder, der schon einmal die fantastischen Herbstfarben miterleben durfte.
Wetterkapriolen mit extremeren Bedingungen, die leider auf das tatsächliche Einsetzen eines befürchteten globalen Klimawandels hinweisen, lassen in jüngster Zeit auch Schottland nicht unverschont, was sich beispielsweise darin ausdrückt, dass Schnee hartnäckig über fast fünf Monate nicht nur auf den Höhen des Hochlandes, bei zudem eisigen Temperaturen, bleibt und selbst die Inseln im Westen mit weißer Pracht bedeckt.
Fotocredits: Udo Haafke