Schottland als Ort besonderer Mystik und geheimnisvoller Magie in großartiger landschaftlicher Szenerie zog schon von jeher Literaten und Autoren in seinen unwiderstehlichen Bann. Es entstanden Werke, die längst zu Klassikern geworden sind. Romane, Krimis und Erzählungen, die sich mit dem Leben, den Menschen und ihren Schicksalen, mal phantastisch, mal realitätsnah, auseinandersetzen, die zu Evergreens in den Buchläden landauf und landab wurden und auch weltweit in Übersetzungen und Verfilmungen ihre Freunde fanden. All jene und natürlich ungezählte weitere Druckwerke sind in den Regalen der diversen Antiquariate des südwestschottischen Bücherstädtchens Wigtown versammelt und, mit etwas Geduld, auch dort aufzuspüren.
Wigtown ist seit 1997 Schottlands nationale Bücherstadt. Mit dieser Berufung befreite sich der bis Anfang des 20. Jahrhunderts prosperierende Ort aus seiner wirtschaftlichen Talsohle, die Schließung der beiden wichtigsten Betriebe, der Bladnoch Distillery und der Molkerei, beschleunigte in den 1980er Jahren diesen Trend, und setzte neue Perspektiven für die Zukunft der Bürgerschaft. Der unbefriedigende Leerstand hatte ein Ende und neues Leben erfüllte die Gassen rund ums das Mercat Cross im charmanten Ortszentrum. Mit dem 1998 erstmals ausgerichteten »Book Festival« gelangte Wigtown endgültig zurück auf die angestrebte touristische Bühne. Mittlerweile wird auch in der Bladnoch Distillery wieder Whisky gebrannt.
In den Büchern der deutschen Autorin Katharina Herzog wird aus Wigtown das fiktive »Swinton-on-Sea«. Katharina Herzog ist nach diversen Besuchen dem Anmut und auch der schicksalsträchtigen Historie des Ortes derart verfallen, dass sie ihn zum Mittelpunkt einer romantischen Romanserie machte, in welchem die Menschen eine zentrale Rolle spielen. Nicht schwülstig, wie man es in dem Genre der Liebesromane, allen voran aus der Feder Rosamunde Pilchers, vermuten könnte, sondern wohl dosiert und mit sehr viel Feingefühl, beschreibt die Autorin ihre Protagonisten. Sie zieht feine Stränge zwischen den unterschiedlichsten Charakteren, für die die Gemeinschaft und der Zusammenhalt das höchste Gut ist, indes ohne den Verlust ihrer eigenen Identität und Individualität. Es kommt zu Verwirrungen und Verirrungen, zu Konfrontation und Missverständnissen, auch zu Streit und Ablehnung, doch schließlich glätten sich trotz aller Eigenwilligkeiten die Wogen.
Im ersten Werk »Winterglitzern« gerät eine junge Münchner Kunsthändlerin eher zufällig nach Swinton. Auf der Suche nach einer besonderen Ausgabe von »Alice im Wunderland« lernt sie die sprichwörtliche, offene Gastfreundschaft der Schotten kennen und lieben und verzettelt sich im Laufe der Geschehnisse in mancherlei Gewissenskonflikte, die ihre eigenen Absichten nachhaltig in Frage stellen. Um das ersehnte Druckwerk zu finden und unversehens verdingt als Aushilfsbuchhändlerin, wird bald schon ihre Zuneigung zum Betreiber der größten Buchhandlung am Ort überdeutlich. Sie entdeckt als Hektik und Stress gewohntes Großstadtkind die Langsamkeit der schottischen Provinz. Herzog zeichnet dabei ein liebevolles Bild der Menschen und ihrer Familien, ganz gleich ihrer sozialen Stellung, und legt auch den Grundstein für die Folgebände ihrer »Bücherdorf-Reihe«.
»Frühlingsfunkeln« heißt der Folgeband und nimmt den Leser mit in das geschäftige Buchcafé Swintons, dessen Betreiberin einer unglücklichen Liebe nachhängt und die ein kleines Geheimnis bei sich trägt. Dabei spielt die Kommunikation über soziale Netzwerke eine nicht unerhebliche Rolle, und auch die damit verbundene Distanz und Anonymität, die oft mehr Probleme, mehr Fragen schaffen als sie tatsächlich zu lösen oder zu beantworten. Katharina Herzog bleibt den schon bekannten Charakteren und der gefühlsbetonten, entspannten Erzählweise treu, setzt aber andere Schwerpunkte und stellt so eine weitere Facette des Bücherdorfs vor. Während Wigtown als Hauptschauplatz des Geschehens einen Kunstnamen erhielt, behalten die sonstigen Orte der Handlung, die Landschaft und verschiedene Sehenswürdigkeiten ihre Originalidentität. Die einzelnen Kapitel der Bände sind recht kurz gehalten und jeweils mit dem Namen der darin vorkommenden Hauptperson betitelt. Es sind jedoch gar keine großartigen Cliffhanger am Ende vonnöten, denn man möchte schon selbst wissen, wie es mit ihm oder ihr weitergeht, und legt das Buch nur widerwillig beiseite.
Katharina Herzog – Das kleine Bücherdorf WINTERGLITZERN, Rowohlt Taschenbuch, 352 Seiten, ISBN 978-3-499-00945-7, 13,6×21,1cm, EUR 15,00
Katharina Herzog – Das kleine Bücherdorf FRÜHLINGSFUNKELN, Rowohlt Taschenbuch, 382 Seiten, ISBN 978-3-499-00947-1, 13,6×21,1cm, EUR 16,00
Von Mitte Dezember bis Ende Januar 2024 verlost der SchottlandBerater je 5 Exemplare dieser beiden Romane von Katharina Herzog. Für die Teilnahme an diesem Gewinnspiel ist es erforderlich, dass Sie eine Email an den SchottlandBerater mit dem Stichwort »Romanreihe: Das kleine Bücherdorf – Katharina Herzog / Rowohlt Verlag« unter Angabe Ihrer vollständigen postalischen Anschrift schicken – für den Fall, dass Sie gewinnen! Der Einsendeschluss ist der 31. Januar 2024. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Für Ihre Mitteilung zum Gewinnspiel verwenden Sie am besten die Kontakt-Emailadresse unten rechts auf der Homepage des SchottlandBeraters.
Zusätzliche Informationen
- Link zu den beiden Romanen im Rowohlt Verlag
Fotocredits: Udo Haafke / Rowohlt Verlag