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Geschichte einer Teilung

von Wilfried Klöpping

Die schottischen Clans konnten sich nach der Einwanderung der Skoten viele Jahrhunderte lang untereinander nicht über die Vorherrschaft in Schottland einigen. Zudem lieferten sie sich zudem ständig erbitterte Kriege mit den Pikten, dem Urvolk Schottlands, das bis ins 6. Jahrhundert n.Chr. noch große Teile Schottlands beherrschten. Erst im 9. Jahrhundert gründeten beide Völker nach der Einigung durch den Clanführer Kenneth McAlpine einen Staat, aus dem das ‚wirkliche‘ Königreich Schottland hervorging. Die kriegerischen Norweger, bekannt für harte und brutale Überfälle mit ihren Langbooten überall an den Küsten Nord- und Westeuropas, hatten im 8. und 9. Jahrhundert leichtes Spiel. Da sie als gute Seefahrer auch über die entsprechende Logistik verfügten, setzten sie sich in der Inselwelt und an den Küsten Schottlands fest. Formal gehörten die meisten Gebiete Schottland zum Königreich Norwegen. Erst als Clanchef McAlpine den im Schloss Dunstaffnage (bei Oban, damals vermutlich piktische Hauptstadt) aufbewahrten Schicksals- und Krönungsstein erobert hatte, vereinigte er die meisten schottischen Clans mit den Pikten und schlug mit einem vereinigten Landheer die Norweger, die er bis an die Küste und die Inseln zurückdrängte.

Allerdings behielten die Norweger aufgrund ihrer totalen Überlegenheit zur See – die Schotten und Pikten hatten damals nur eine bescheidene Küstenschifffahrt in „Curraghs“, fellbespannten und geteerten Booten – die Küsten und die Inseln im Griff. Später ereignete sich in Schottland der Bürgerkrieg gegen das Herrschergeschlecht der Canmores (Shakespeares Macbeth spielt hier – 1040-1057 herrschte Macbeth, der den König aus dem Canmore-Geschlecht ermorden ließ), drangen die Norweger wieder weiter vor. Erst nach Festigung der Canmore Herrschaft wurden die Norweger erneut geschlagen, behielten aber ihre See-Überlegenheit.

In dieser Situation soll sich folgender „Deal“ zwischen Schotten und Norwegern ereignet haben: 1098 schloss Schottenkönig Edgar Canmore einen Vertrag mit dem Norwegerkönig Magnus Barefoot (1093 – 1103): vereinbart wurde, dass die Schotten die Herrschaft über das Festland behalten sollten, Norwegen aber alle Inseln beanspruchen dürfe. Per Definition sollte all das als Insel gelten, was der Norwegerkönig in seinem Langboot umrunden könne. Der umrundete daraufhin nicht nur die Inseln, sondern griff zu einer List: von seinen Kriegsgefangenen und mit Hilfe von Ochsengespannen ließ er sein Langboot zunächst über die Landenge der Halbinsel Kintyre (bei Tarbert am Loch Fyne, eine nur etwa 600 m breite Landbrücke) ziehen – und erklärte Kintyre damit zur Insel. Da das gut geklappt hatte, ließ er dasselbe im Great Glen wiederholen – genau auf der Linie, auf der heute der „Caledonian Canal“ verläuft: In seinem Langboot stehend wurde Magnus Barefoot vom Moray Firth über den River Ness ins Loch Ness gezogen, segelte es in voller Länge ab, dann über Land ins Loch Oich, von diesem über Land zum Loch Lochy und von dort über Land ins Loch Linnhe bei Fort William – er hatte den Atlantik erreicht und damit die gesamte Gegend westlich des Great Glen zur Insel erklärt und für Norwegen gewonnen.

Da die Schotten dies anerkennen mussten, gab es neben dem schottischen Königreich in Schottland das – von Schotten bewohnte – schottische Königreich Norwegen, verwaltet vom schottischen Statthalter, dem „Lord of the Isles“. Der Titel war vom norwegischen König verliehen worden und wurde in der Folge zumeist vom Clan der MacDonalds getragen. Der Hauptsitz des Lord of the Isles wechselte, einige Zeit war es – im Angesicht des feindlichen Königreichs Schottland – die Festung Urquhart Castle. Der Lord of the Isles ließ auch immer mal wieder die angrenzenden schottischen Gebiete plündern, vor allem das reiche Aberdeen war mehrfach Angriffsziel.

Diese Situation währte bis 1266, als unerwartet die Schotten unter König Alexander III. (1249 – 1286) in der Seeschlacht bei Lairgs die Norweger besiegten: ungünstige Wind- und Strömungsverhältnisse hatten deren Kriegsschiffe so nahe ans Ufer getrieben, dass sie mit den Booten der in großer Überzahl heran marschierenden Schotten zu erreichen waren. Fortan waren alle Küsten und Inseln, auch die Hebriden, wieder schottisch, mit Ausnahme der Orkney- und Shetland-Inseln. Die sind bis heute (sprachlich ist es noch zu merken) eher germanisch als keltisch. Bis 1468/1469 blieben sie norwegisch – dann verpfändeten die Norweger sie anlässlich der Hochzeit des Schottenkönigs aus dem Haus der Stuarts mit der norwegischen Königstochter Margaret als Mitgift. Als die Mitgift nicht ausbezahlt werden konnte, besetzten die Schotten die Inselgruppen.

Dr. Michael Krause präsentiert seine Geschichte einer Teilung Schottlands

Der Titel „Lord of the Isles“ blieb formal bestehen. 1493 ging er erblich ans Königshaus der Stuarts und wurde von ihnen mit nach England gebracht, als 1603 James Steward in Nachfolge der kinderlosen Tudor-Königin Elisabeth I. König von England und Schottland wurde. Heute ist „Lord of the Isles“ einer der Ehrentitel, die dem Prince of Wales zustehen und derzeit hat ihn Prinz Charles inne.

Dr. Michael Krause

Fotocredits: Dr. Michael Krause

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