Ende Oktober nach Schottland – wer macht denn so was? Nun, wer wie wir dieses raue Land liebt, den zieht es auch mal dorthin, wenn die Arbeit es gerade erlaubt. Die Jahreszeit ist für uns als Reisespezialisten eher ruhig und nutzen sie daher gerne für eigene Reisen. Und machen dabei oft überraschende und außergewöhnliche Erfahrungen. Zugegeben, für Schottland ist diese Reisezeit absolute Nebensaison. Wir hatten uns in der Vorbereitung eher auf ruhige Nachmittage vor prasselnden Kaminfeuern eingestellt. Mit einer dampfenden Tasse Tee (oder etwas Stärkerem) in der Hand und den Blick über nebelverhangene Highlands schweifend. Also, weniger auf blühende Gärten, spektakuläre Sonnenuntergänge am Meer und eine Farbexplosion in der Natur… Tja, die Bilder, die wir von unserer Tour mitgebracht haben, sprechen für sich.
Wenn Sie an eine Reise durch Schottland denken, kommen Ihnen da als Unterkünfte auch gleich typisch historische Schlosshotels in den Sinn? Perfekt – wir haben ein paar davon für Sie getestet. Wer erstklassig nächtigen möchte, ist in den Häusern der Luxury Scotland Vereinigung sehr gut aufgehoben.
Das Schlosshotel Glenapp bietet sowohl innen als auch außen ein Ambiente wie aus einem Märchenbuch. An der langen Einfahrt gibt es kein Schild und keine Rezeption – stattdessen erwartet uns ein freundlicher Butler-Service. Alles hier hat eine sehr private Note und lässt uns fühlen, als wären wir wohlhabende Freunde auf einer Landpartie. Und genau so soll es sein! Die Räumlichkeiten sind alle geschmackvoll und luxuriös eingerichtet. Der mehrere Ebenen umfassende Garten versprüht im Herbst eine spezielle Atmosphäre: Ein leichter Nebel hängt über dem malerischen Teich, die Bäume tragen stolz ihr buntes Laubkleid und dank des milden Golfstrom-Klimas blühen hier und da noch einige hübsche Blumen.
Isle of Eriska ist ein weiteres nobles Hotel mit wunderbar privatem Ambiente. Liegt es doch ein paar Autominuten von Oban entfernt, versteckt auf einer kleinen Insel, die lediglich durch eine schmale Brücke mit dem Festland verbunden ist. Die Insel lässt sich gut zu Fuß erkunden, halten Sie Ausschau nach den sich hier häufig tummelnden Ottern und Seehunden! Den kostenlosen Willkommens-Dram Whisky auf unserem gemütlichen Zimmer haben wir vor dem offenen Kamin genossen… Das gastfreundliche Hotel hat zwar eine Driving Range, ist jedoch kein klassisches Golfhotel. Das Hotel bietet dafür diverse Indoor-Sportmöglichkeiten und einen eignen Spa mit Innenpool in einem vom historischen Haupthaus separaten Gebäude. Hier befindet sich das zweite Restaurant mit tollem Ausblick, das bei unserem Besuch in der Nachsaison geschlossen war. Das behagliche Hauptrestaurant bietet eine sehr gute Küche mit regionalen Spezialitäten und einen herrlichen Blick ins Grün des gepflegten Gartens. Eriska ist ein idealer Rückzugsort, um alles baumeln zu lassen, zur Not auch die Seele.
Von hier aus lassen sich übrigens hervorragend ein paar der Inneren Hebriden auf Ausflügen besuchen, z.B. auf die fantastische Isle of Mull. Die Insel besticht durch eine vielfältige Landschaft mit majestätischen Bergen, tiefen Tälern, felsigen Küstenlinien und idyllischen Stränden. Tobermory, die Hauptstadt von Mull, ist bekannt für ihre bunten Häuser am Hafen und die kleine, aber feine Tobermory Distillery.
Apropos Whisky, ein weiteres exklusives Hotel aus der Luxury Scotland Collection hat uns sehr beeindruckt: Glenmorangie House. Whiskyliebhaber kennen natürlich den gleichnamigen Whisky. Die benachbarte Brennerei bei Tain nördlich von Inverness gehört zum Hotel (bzw. umgekehrt). Bereits beim ersten Schritt durch die Türe dieses Kleinods empfängt uns die unvergleichlich behagliche und gastfreundliche Atmosphäre. Neben dem allgegenwärtigen opulenten, farbenprächtigen Stil lauern überall künstlerische Details darauf, entdeckt zu werden. Viele davon haben mit Giraffen zu tun.
Klingt ungewöhnlich? Ein Blick auf die hohen Brennblasen der Destillerie verrät, dass diese genauso hoch sind wie eine ausgewachsene Giraffe! Die Form sorgt überdies für das einzigartige Aroma des Glenmorangie Whiskys. Eine Besonderheit des Hotels ist, dass alle Gäste ihr köstliches Abendessen gemeinsam an einem großen Tisch einnehmen – dies bietet viel Raum für interessante und oft tiefgründige Gespräche, die sich ganz von selbst entwickeln und gerne bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Whisky im Salon fortgesetzt werden.
Eine weitere außergewöhnliche Unterkunft in Edinburgh ist zweifellos das Hotelschiff Fingal. Das Schiff wurde außer Dienst gestellt, nachdem es jahrelang Leuchttürme entlang der schottischen Küste versorgte. Neben den typisch schrägen Böden gibt es zahlreiche liebevolle Details zu entdecken – vom Teppichmuster, das an die Verglasung der Leuchttürme erinnert bis hin zu den Kupferdecken, die fließendes Wasser symbolisieren sowie ankerförmigen Kleiderhaken. Sogar einen angepassten Fahrstuhl haben sie eingebaut – natürlich rund und in Form eines Leuchtturms! Als kleines Extra erhalten alle Gäste der Fingal freien Eintritt auf die Royal Yacht Britannia, die im Hafen von Leith ihre letzte Ankerstelle gefunden hat.
Der reizende Stadtteil Leith ist übrigens unser persönlicher Tipp für Edinburgh. Besuchen Sie hier unbedingt die Gin Destillerie von Lind & Lime, die immer noch den Charme einer Hinterhofbrennerei verströmt. Und, vom gleichen Betreiber, die neue Port of Leith Distillery, eine vertikale Whisky-Brennerei mit Panoramabar.
Unser Fazit: Schottland im Herbst kann richtig toll sein! Klar, muss man sich auf Regen, Wind und kühle Witterung einstellen und ein entsprechend angepasstes Outfit einpacken. Aber ehrlich gesagt, sollte man das auf einer Schottlandreise immer tun. Das gute alte Zwiebelprinzip mit diversen Kleidungsschichten zum situativen An- und Ausziehen hat sich bewährt. Wir empfehlen außerdem, nicht an der Unterkunft zu sparen. Gerade weil die Tage im November schon recht kurz sind, verbringt man relativ viel Zeit im Hotel. Da ist es vorteilhaft, sich etwas Hübsches und Gemütliches zu suchen, am besten mit romantisch knisterndem Kamin. Das rundet Ihren Schottlandaufenthalt im Herbst perfekt ab!
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