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Glenelg Ferry – eine runde Sache

von Udo Haafke

An der schmalsten Stelle zwischen der Westküste des schottischen Festlands und der Insel Skye besteht zwischen den winzigen, gut 230 Einwohnern zählenden Weilern Glenelg und Kylerhea schon seit ewigen Zeiten eine Fährverbindung, die heute ein fast urtümliches, mithin einzigartiges schwimmendes Vehikel bedient.
Die MV Glenachulish lief 1969 in Troon vom Stapel und verkehrte in Ballachulish an der Mündung des Loch Leven in Loch Linnhe bis zur Fertigstellung der Brücke im Jahr 1975. Diese Route spielte in Schottlands Geschichte eine tragische Rolle, denn just hier nahm das unheilvolle Massaker von Glencoe im Februar 1692 seinen Anfang, als der Befehlshabende die Nachricht zum Meucheln der Macdonalds empfing. Auf dieser Route wurde aber auch ab 1912 die allererste jemals gebaute Drehscheibenfähre, die den Fahrzeugtransport ermöglichte, eingesetzt.

Die MV Glenachulish ist nun die letzte noch in Betrieb befindliche ihrer Art weltweit und bietet die mit Abstand schönste und erlebnisreichste Anreise zur Isle of Skye. Die Spezies »Turntable-Ferry« war einst, speziell an der schottischen Westküste, weit verbreitet, da sie aufgrund ihrer cleveren Technik extrem flexibel eingesetzt werden und selbst ungünstig gelegene Piers zumeist ohne größere Probleme anlaufen konnte. Die manuell bediente, drehbare Abstellfläche ermöglicht nahezu bei jedem Wasserstand einen zuverlässigen Betrieb, erfordert aber auch großes Geschick des Skippers, der den geeignetsten Punkt gegen Wind und Wellen finden muss, um die Autos gefahrlos von Bord fahren oder an Bord kommen zu lassen. Da das Steuerhaus am Heck der Fähre fest installiert ist, wird der Drehteller mit den Fahrzeugen darauf einfach von Hand in die jeweilige Richtung gedreht.

MV Glenachulish wurde bis 1982 auf unterschiedlichen Verbindungen eingesetzt, bevor sie 1983 an die Meerenge Kyle Rhea kam, um die fünfminütige Überfahrt zu absolvieren. Manchmal gibt es auch Sightseeing, wenn Delfine und Seehunde im Sund unterwegs sind oder der Seeadler darüber kreist. Als der weitere Fährbetrieb unvermittelt in Frage stand, zumal 2004 die Mautgebühr für die Nutzung der Skye-Bridge aufgehoben wurde und der ungleiche Konkurrenzkampf mit der großen Fähre zwischen Mallaig und Armadale bestand, übernahmen die Gemeinde und eine eigens gegründete Skye Ferry Gesellschaft das einzigartige Fährschiff und setzten den Betrieb jeweils im Zeitraum zwischen Ostern und Oktober fort. 2019 erhielt die MV Glenachulish die begehrte, wegen der Pandemie aber erst im September 2023 verliehene Auszeichnung des »Red Wheel« vom britischen National Transport Trust, der damit ihre herausragende verkehrstechnische und kulturhistorische Bedeutung würdigt.

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Fotocredits: Udo Haafke

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