„Progressive Hebridean Songwriter“ nennt sich der gebürtige
Edinburgher auf seiner CD, das Ergebnis eines langen Prozesses. Der
Barde hat seit langem als fester Bestandteil der Whisky-Szene einen
guten Ruf und ist unermüdlich unterwegs. Obwohl der heutige Freelancer
ein sicheres Einkommen als Direktor bei einer gemeinnützigen
Organisation für psychisch Kranke hatte, entscheidet er sich bewusst für
diesen Weg. Dabei setzt der damalige Gelegenheitsmusiker ab 1996 völlig
realistisch seine Hoffnung auf Journalismus, aber am Ende fruchtet die
Kombination aus Musik und Whisky in einer wöchentlichen Show in
Edinburgh. Sein Kommentar „ich hätte damals nicht zu hoffen gewagt, von
meinen Hobbys leben zu können“, trifft den Nagel auf den Kopf. 1999 kann
der Folk-Sänger seine erste CD „Angels‘ Share“ mit Whisky-Songs bei
Greentrax veröffentlichen. Musik und Whisky waren schon immer seine
Hobbys, aber Laings Bindeglied ist letztendlich die Sprache.
So
präsentiert der Geschichtenerzähler im Interview inzwischen neben vier
Whisky-CDs auch gleich vier Whisky-Bücher! In beiden Sparten war der
Grundstein anfangs Sammelleidenschaft. Musikalisch geht es los als
Folk-Sänger mit traditionellen Stücken, ebenso enthält das liebevoll
gestaltete erste Buch „Whisky Muse“ Gedichte und Songs,
zusammengestellt, kommentiert und mit zusätzlichen Informationen des
Autoren. Musikalisch hat sich der Künstler immer auch für klassische
Gitarre interessiert, aber die Lebensumstände machten ein regelmäßiges
Üben unmöglich, jedoch die Vorlieben für Nylonsaiten und Spiel mit
Fingernägeln sind geblieben. Wie er selbst sagt, spricht er indes nicht
die Sprache der Musik und würde daher niemals instrumentale Stücke
schreiben. Musik bleibt für ihn vorrangig ein Transportmedium, denn der
‚Wortschmied‘ hat eher seine Stärken als Poet und Sachbuchautor, und vor
allem Visionen.
Die Anfrage zu einem Whisky-Buch über die Highlands macht er zu einer Serie über ganz Schottland, die mit dem Buch „The Whisky River“ ihren Anfang nimmt, und die Idee über Bruichladdich zu schreiben endet in einem Werk über die ganze Insel: „Whisky Legends of Islay“. Mit „be ambitious!“ umreißt er selbst seinen Ehrgeiz. Durch seine Whisky-Expertise hat er am Ende doch ein weiteres Standbein im Journalismus gefunden und schreibt für Fachmagazine oder auch Tasting Notes für die renommierte Scotch Malt Whisky Society. Das lässt sich wunderbar an freien Tagen unterwegs auf den musikalischen Touren erledigen, denn unter der Woche sind Auftrittsmöglichkeiten rar.
Aber auch hier zeigt sich sein Organisationstalent: um das regelmäßige Spielen auswärts zu erleichtern, ‚wohnt‘ eine seiner Gitarren in der Schweiz und eine weitere in Hannover. Inzwischen kann er an seine alte Liebe zum Songwriting anknüpfen und sie auch in die Whisky-Sparte nahtlos einbinden. Spätestens mit dem aktuellen Album „Whisky For Breakfast“ etabliert sich der Whisky-Songwriter fast ausschließlich mit eigenem Material, ein Erfolg, der ihm mit seinen allgemeinen Songwriter CDs nicht so recht gelingen wollte. Ob der Whisky-Autor nun laut oder leise schreibt, nach der anfänglichen Tradition steht nunmehr die eigene Inspiration und das Verlangen etwas mitzuteilen im Vordergrund, was bleibt ist ein sympathisch bodenständiger Poet und Geschichtenerzähler.
Jens Hausmann
-Freischaffender Musiker, Musikjournalist und Gitarrencoach
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Fotocredits: Jens Hausmann