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Schriftsteller – Literaten – Poeten

von Udo Haafke

Bei der Frage nach schottischen Schriftstellern, Literaten und Poeten steht natürlich der Nationaldichter Robert Burns mit seinem umfangreichen Schaffenswerk aus gerade einmal 20 Jahren an allererster Stelle auf der Liste der Antworten. Robert Louis Stevenson, der weitgereiste Schöpfer von Dr.Jekyll und Mr.Hyde, und Sir Walter Scott mit seiner Geschichte über den schottischen Robin Hood Rob Roy sind ebenfalls noch bekannt. Dabei hat die schottische Literaturszene, hier in erster Linie die zeitgenössische, eine ausgesprochen große und abwechslungsreiche Vielfalt zu bieten, die von romantisch über visionär bis hochspannend reicht. John Barbour ist wohl der älteste seiner Zunft, der mit seinem Gedicht über Robert, the Bruce, welches etwa um 1370 entstand, die Schlacht von Bannockburn und dessen glorreichen Sieger beschreibt. Bereits um 1507 wurden die ersten Buchdrucklizenzen vergeben und vor allem Edinburgh konnte sich bald einen Namen in den Künsten des Buchdrucks machen. Nicht nur auf Grund dieser jahrhundertealten Tradition verlieh die UNESCO erstmals überhaupt der schottischen Hauptstadt im Jahr 2004 den Titel einer ´Stadt der Literatur´. Mit dem Writers Museum am Lady Stair’s Close unweit der Royal Mile besaß Edinburgh schon zuvor das passende Museum dazu, hier geht es allerdings in erster Linie um die oben schon erwähnten Protagonisten. Zusätzlich wartet alljährlich im August das berühmte Edinburgh International Book Festival auf die Besucher der Hauptstadt.

James Boswell kann guten Gewissens als Reiseschriftsteller bezeichnet werden, bereiste er doch gemeinsam mit seinem britischen Freund und Kollegen Samuel Johnson seine eigene Heimat. Über das Leben dieses Mannes verfasste Boswell, eigentlich ein Rechtanwalt aus Edinburgh, eine vielbeachtete Biografie. Neil Munro aus Inveraray arbeitete um 1890 als Journalist und Redakteur bei den Glasgow Evening News, wo er seine heiteren Kurzgeschichten um die Erlebnisse von Para Handy und dem Küstenmotorschiff Vital Spark, das heute immer noch auf dem Clyde und Loch Fyne seine Runden dreht, schildert. Diese leichten Geschichten lassen – nach Meinung vieler Kritiker – durch ihre hohe Publikumswirksamkeit fatalerweise das wahre und wichtige Werk Munros wie John Splendid oder The New Road verblassen. Etwas zur selben Zeit entstanden das Neverland des Peter Pan, aus der Feder von James Matthew Barrie aus Kirriemuir, und die ebenso weltweit bekannten Detektivgeschichten um den spitzfindigen Sherlock Holmes und seinen kauzigen Assistenten Dr.Watson, die der Edinburgher Arzt Sir Arthur Conan Doyle wortgewandt in Szene zu setzen vermochte und deren Verfilmungen noch heute ihre besondere Faszination ausüben, man denke nur an den Hund von Baskerville. Das Genre der Detektivromane verliert auch heute bei den schottischen Autoren nichts an Spannung und Bedeutung. So spürt Ian Rankins Held Inspektor Rebus Edinburgher Geheimnisse auf, während die von Alexander McCall-Smith erdachte Detektivin Mme Ramotswe im südafrikanischen Botswana auf Gangsterjagd geht. J.K.Rowling, die sich selbst als Viertel-Schottin bezeichnet, schrieb ihre ersten Fantasyromane um den Zauberlehrling Harry Potter im The Elephant Tea and Coffee-House im Herzen der schottischen Hauptstadt.

Große Bekanntheit im eigenen Land haben auch Anne Donovan mit ihrer humorvollen Gesellschaftsbeschreibung und Glasgower Milieustudie Buddha Da, welche den starken Dialekt der größten Stadt des Landes beinahe salonfähig macht, und das einzige, aber hochgelobte Werk The Dear Green Place des leider schon verstorbenen Archie Hind. Das 1966 veröffentlichte Buch beschreibt sehr authentisch und in durchaus autobiografischen Zügen Leben und Alltag im Süden Glasgows. Edwin Morgans Sonnets of Scotland werden als legitime moderne Nachfolger der Kilmarnock Edition von Robert Burns gehandelt. Der Lyriker, der im Jahr 2010 verstarb, vertrat mit seinen Gedichten, Essays und Bühnenstücken wie kein anderer die neuzeitlichen Strömungen in der Schriftstellerei und bildete für die nachfolgenden Generationen eine kreative Brücke von der Tradition in die Moderne und legte eine starke Basis ins 21.Jahrhundert. Viele weltliterarische Werke vom Neuen Testament bis hin zu Winnie the Pooh wurden und werden seit den 80er Jahren auch in die dritte Amtssprache, das Scots, übersetzt, in der einst Robert Burns vornehmlich seine poetischen Weisen verfasste. Neu geschriebene Literatur in Scots findet sich vor allen Dingen im Kinder- und Jugendbuchbereich. John Murray von der Insel Lewis schließlich schreibt seine Gedichte und Kurzgeschichten auf Gälisch so wie auch Somhairle MacGill-Eain von Raasay oder wie Alasdair MacMhaigstir zu Zeiten Bonnie Prince Charlies.

Eine ganze Reihe von Autoren ließ und lässt sich von der schottischen Landschaft für ihre Werke inspirieren, lebt im Lande oder platziert zumindest die Handlung der Bücher dort. So ist weitgehend unbekannt, dass George Orwell sein 1984 in einem nur schwer zugänglichen Cottage auf der Insel Jura schrieb, welches mittlerweile sogar als Selbstversorgerunterkunft vermietet wird. Auch viele romantische Liebesgeschichten der populären und dem Genre der Trivialliteratur zugehörigen Rosamunde Pilcher spielen auf schottischen Schlössern. Ortskundige wissen, dass die Autorin inzwischen ihren ständigen Wohnsitz in der Nähe von Dundee hat und eine Sommerresidenz in den Highlands bei Dornoch ihr Eigen nennt. Um dem vielfachen Wunsch der Touristen Rechnung zu tragen, auf den Spuren von bestimmten Autoren im Land zu wandeln, wurde gerade ein kostenloser Reiseführer zum Thema „Schottland literarisch“ aufgelegt, der zu 60 Orten und Plätzen führt, an denen geschrieben, gedacht oder gehandelt wurde oder an denen die Autoren zur Welt kamen. Gleichzeitig ist dies auch eine gute Hilfe zum Kennenlernen der schottischen Literaturwelt von einst und jetzt.

Udo Haafke
-Journalist

Zusätzliche Informationen

Fotocredits: Udo Haafke

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