Was hierzulande gemeinhin als Gastwirtschaft, zuweilen etwas verächtlich auch als Kneipe bezeichnet wird, das ist in Schottland der Pub, manchmal ein Inn, etwas exklusiver dann die Bar. Das Public House steht felsenfest als nationale Institution und etablierte sich ungefähr zu viktorianischer Zeit. Ins Leben gerufen von einflussreichen Brauereibesitzern war es auch gedacht und von Regierungsseite gebilligt, als vermeintlich nüchterne Variante der zu diesen Zeiten weit verbreiteten Gin-Häuser. Ausschweifender Alkoholkonsum sollte auf diese Weise kontrolliert werden und eine gesellschaftliche Regelung erfahren.
Folglich läutete der Gastwirt brav die Glocke, sobald die Polizeistunde nahte um “last orders“, die letzten Bestellungen, entgegen zu nehmen. Dieser, nach allgemeinem Empfinden, vorsintflutliche Anachronismus hat zwischenzeitlich die letzte Ruhe gefunden, lediglich dort, wo man auf strenge religiöse Ordnung achtet, existiert er noch. Auch das Rauchen in Pubs und Inns ist zum Verdruss des Einen und zur Freude des Anderen nicht mehr erlaubt, das Attribut verrucht bezieht sich nun auf andere Dinge.
Die meisten dieser typischen Schankbetriebe sind natürlich in den schottischen Städten zu finden. Dies in einer kaum glaublichen Fülle und Variationsbreite, die leicht vom Speziallokal, das vornehmlich Whisky, Wein, Sekt oder Bier ausschenkt, bis hin zu oft gewöhnungsbedürftiger postmoderner, intellektuell möglichst schräger New Wave Inneneinrichtung reicht. So betreiben Bars bisweilen einen heftigen Konkurrenzkampf untereinander, um die größte Zahl unterschiedlicher (Malt-)Whiskysorten oder Pubs um die Vielfalt der angebotenen Brauerei-Erzeugnisse, von Lager über Ale bis Bitter. Bars und Pubs sind auf dem Land, in den Dörfern und Gemeinden zumeist in Hotelbetriebe integriert.
Obwohl Image und Ruf der angebotenen Speisen in diesen Etablissements heftig gegen weit verbreitete, zumeist abfällige Vorurteile zu kämpfen haben, setzt sich inzwischen auch hier die Qualität verstärkt durch. Die so begehrten wie werbewirksamen kulinarischen Awards hängen neuerdings vermehrt an den Theken, in den Küchen oder plakativ neben der Eingangstür der Pubs.
Dringt aus einem Lokal Live-Musik nach draußen, was häufig vorkommt, dann ist der Besuch desselben mehr als empfehlenswert. Spontane Tanz- und Gesangsdarbietungen gehören dann ebenso zur Tagesordnung wie “jammende“ Folkmusiker, die mit dem Akkordeon um die Wette fiedeln. Die Stimmung ist garantiert ausgelassen und gelöst bei angenehmer und kommunikativer Atmosphäre trotz möglicher hoher Lautstärken. In Bars und Pubs kommt man leicht mit den Einheimischen ins Gespräch, erfährt lokale Neuigkeiten und politische An- und Einsichten, lernt die ersten Brocken Gälisch oder Scots.
Fotocredits: Udo Haafke