Könnten Steine sprechen, dann hätte der »Stone of Destiny«, der schottische Schicksalsstein, eine ganze Menge zu erzählen. Erst kürzlich, im Mai 2023, war der 150 Kilogramm schwere, grobe Sandsteinblock bei der Krönung des britischen Monarchen Charles III. noch bedeutsamer, integraler Bestandteil des Krönungsthrons. Anschließend brachte man den Stein zurück nach Edinburgh und seit dem 1. April 2024 bildet er nun das wohlbehütete Herz des neu eröffneten Perth Museums in der ehemaligen City Hall der Stadt am Tay, dem längsten Fluss Schottlands. Das ikonische Gebäude im edwardianischen Stil diente über Jahrzehnte als illustrer Veranstaltungsort für politische Versammlungen, für rauschende Bälle und Feste, für Boxkämpfe und Konzerte, verlor jedoch seinen Zweck mit dem Bau der modernen, 2005 eröffneten Perth Concert Hall. Das Schicksal schien besiegelt, die Abrissbirne schwebte drohend über dem rötlich grauen Bauwerk mit den vier schlanken Säulenpaaren an der Fassade, doch auf Bestreben von Historic Environment Scotland begann man mit der Planung für ein neues Stadtmuseum, das letztlich auch neue Heimat für den Schicksalsstein werden sollte.
Dieser diente schon im Mittelalter in der Abtei von Scone, also gar nicht weit von hier, als symbolträchtiger Krönungsstein für Schottlands Könige. Tatsächlich urkundlich nachgewiesen ist sein Einsatz bei der Inthronisierung Alexanders III. im Jahr 1249. Noch keine acht Jahre alt erbte der Junge die royale Bürde von seinem verstorbenen Vater und wurde auf traditionelle Weise zum Monarchen proklamiert. Dieses Geschehen stellt eine mystische virtuelle Interpretation in dem eigens um den Stone of Destiny eingerichteten und abgedunkelten Präsentationsraum im Zentrum des Museums nach. Der englische König Edward I. ließ den Stein als Kriegsbeute 1299 in die Westminster Abbey verbringen und in den dortigen Krönungsthron einbauen, auch um zu verhindern, dass jemals wieder ein Schotte über Britannien würde regieren können. Für Aufsehen sorgten am Weihnachtstag des Jahres 1950 vier Studenten, denen es auf spektakuläre Weise gelang, das Sinnbild ureigener schottischer Tradition aus dem englischen Exil zu entführen und zurück in seine eigentliche Heimat zu schaffen.
Obwohl die Polizei ihnen schnell auf die Spur kam und der Stein schon bald zurück in Westminster war, kann man diese vermeintlich übermütige, mithin aufsehenerregende Aktion durchaus als Beginn neuerlicher schottischer Unabhängigkeitsbestrebungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werten. 1996 schließlich wurde der Stein offiziell an Schottland zurückgegeben und bekam einen prominenten Platz bei den schottischen Kronjuwelen im ehrwürdigen Edinburgh Castle. In Perth nun bildet er das berühmte Aushängeschild der weitläufigen Ausstellungen und Galerien, die sich anschaulich und ansprechend mit der durchaus spannenden Geschichte der Region rund um die ehemalige schottische Hauptstadt beschäftigt. Dazu zählt auch das »Carpow Longboat«, dessen Rumpf in der Bronzezeit aus einem einzigen Baumstamm heraus gefertigt wurde. Entdeckt 2001 ganz in der Nähe misst es stattliche neun Meter.
Das Perth Museum ist täglich geöffnet von 10–17 Uhr, donnerstags sogar von 10–19 Uhr. Der Eintritt ist frei, auch für die »Stone of Destiny Experience«. Allerdings ist hier die Buchung einer festen Zeit obligatorisch, und es dürfen keine Fotos gemacht werden.
Zusätzliche Informationen
- Link zur Lage vom Perth Museum auf Google Maps
- Link zur Webseite vom Perth Museum
Kontakt und Anschrift
Perth Museum
St John’s Place
Perth
PH1 5SZ
Tel: +44 (0) 1738 632488
Fotocredits: Udo Haafke/www.die-fotos.de / Perth Museum/Rob McDougall