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Nördliches Kintyre – abseits der Touristenpfade in post-Covid19-Zeiten

von Iris Marhencke

»Schaue Dich in Deiner unmittelbaren Gegend um« ist einer der gutgemeinten und auf die Sicherheit aller Betroffenen bedachten Ratschläge, die wir hier in Schottland seit dem 15. Juli 2020 hören. Die neue Kampagne vom schottischen Fremdenverkehrsamts lautet: »Take Five for Tourism! Take a trip, Enjoy a meal out, Shop local, Visit an Attraction or Experience and Book a Staycation«. Dies haben wir uns dann auch zu Herzen genommen und an einem Sonntagmorgen geht es von Lochgilphead, dem »Kopf« von Loch Gilp, einem von Ebbe und Flut beeinflussten Sea Loch, mit dem Auto auf der A 83 Richtung Campbeltown los – dem »Mull of Kintyre Visitor Trail« folgend.

Zu unserer linken Seite liegt Loch Gilp und unser Blick verliert sich schnell in diesen blau-grauen Wassermassen und in der dunkelgrün bewaldeten gegenüberliegenden Küste. Manchmal taucht am Horizont weit hinter den Zuchtlachsfarmen ein kleines Schiff auf, die Fähre für Fusspassagiere und Autos – in 25 Minuten von Tarbert nach Portavadie – betrieben von der Caledonian MacBrayne Fährgesellschaft. Wir folgen unserer malerischen, aber recht kurvenreichen und engen Küstenstrasse, die uns nach und durch das malerische Doerfchen Tarbert führt. Dieses »Herring Mekka« vergangener Zeiten ist heute beliebt bei Freizeitseglern und hat ein neues, modernes Marina, welches in einem gut geschützten Hafen liegt.

Schnell wird uns auch bewusst, warum dieses Dorf mit ca. 1.300 Einwohnern, geschichtlich und strategisch von besonderer Bedeutung war. Es liegt an einer Landenge zwischen Loch Fyne und West Loch Tarbert und über der Häuserzeile entlang des Hafens, bestehend aus kleinen Hotels, Cafes, Lädchen mit Kunsthandwerksverkauf und Galerien, liegt die stolze Ruine von Tarbert Castle. Ein kurzer Abstecher, die ausgeschilderten öffentlichen Stufen hinauf, belohnt uns mit einem photographisch wertvollen Ausblick auf die natürliche Bucht unter uns und lässt uns dieses königliche Castle – eine Burgruine aus dem 12./13. Jahrhundert – erkunden. König Robert ,The Bruce in 1325 und König Jacob IV (James IV), Grossvater von Maria Stuart, besuchten es in den 1490ern drei Mal zwecks Friedensverhandlungen mit der Vereinigung der Westlichen Inseln.

Als wir Tarbert verlassen, führen uns die nächsten 10 km am West Loch Tarbert entlang. Kurz vor dem nächsten Fähranleger der Caledonian MacBrayne für Überfahrten auf die Whisky-Insel Islay biegen wir links von der A 83 auf die B8001 ab – in Richtung Skipness. Kleiner Tip für Schottland- Tourer: je mehr Nummern die Strasse hat und wenn das A zum B wird, heisst es : die Strasse wird enger, oft mit kleinen Passier-Buchten und oft auch nicht unbedingt in einem Top-Zustand, aber mit tollen Aussichten und auf jeden Fall »off the beaten track«.

Nach weiteren 8 km erreichen wir Claonaig, den nächsten Fähranleger. Diesmal hätten wir die Möglichkeit, nach Lochranza auf die Insel Arran überzusetzen, welche oft in Reiseführern als »Miniaturausgabe Schottlands« bezeichnet wird. Doch wir biegen links ab und folgen der kleinen, attraktiven Strandstrasse begleitet von Austernfischern und Kormoranen. Diese führt uns direkt in das Herz des winzigen, am Ende dieser Strasse gelegenden Dörfchens und Grossgrundbesitzes namens Skipness. Skipness liegt am Strand und am Skipness Bay – bestehend aus der Village Hall, der alten nicht mehr genutzten Schule, heute ein Privathaus, und der kleinen St Brendan’s Church – alle erbaut zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Wir überqueren das neben der Kirche gelegene Flüsschen Skipness und gelangen durch das Eingangstor, vorbei an Skipness House Lodge – komplett in Miniatur »Windsor Castle Stil«, zu unserem Ziel: Skipness Estate mit Skipness Castle and der am Strand gelegenen Kilbrannan Chapel mit Blick auf Lochranza gegenüberliegend auf der Insel Arran. Diese historischen Gebäude befinden sich heute in der Obhut der Vereinigung »Historic Environment Scotland« (früherer Titel Historic Scotland) und sind zwei wahrhaftig gut verborgene und sehenswerte Schmuckstücke.

Das imposante Castle mit seiner kompletten zwei Meter dicken Aussenwand, dem Innenhof und dem begehbaren Turmhaus aus dem 13. Jahrhundert – möglicherweise eines der, wenn nicht das älteste Castle Schottlands, hat den besten Blick auf den Kilbrannan und Bute Sound und somit wieder eine historisch-strategisch wertvolle Lage. Um die Kilbrannan Chapel zu finden, folgen wir der Ausschilderung Richtung Strand. Wir erkunden diese Kapelle – Ruine aus dem späten 13. Jahrhundert mit interessanten Grabstein-Steinmetzereien aus dem 14. bis 16. sowie aus dem 18. Jahrhundert.

Unweit davon, umgeben von idyllischen Weiden mit Pferden und Schafen, liegt Skipness House, erbaut im späten 19. Jh. und im Jahr 1972 nach einem Feuer teilweise rekonstruiert. Für unser leibliches Wohl sorgt die Familie des Lairds und wir können uns glücklich schätzen, ihre »Seafood Cabin« zum Lunch zu besuchen. Frische gefüllte »Rolls« und Salate, Spezialitätenteller und Platten mit Meeresfrüchten stehen uns zur Auswahl: von der Weissen & Braunen Krabbe, heiss oder kalt – geräuchertem Lachs, Jacobsmuscheln – frisch aus der Pfanne, Miesmuscheln, Langustinen und Austern.

Dieser zünftige Gaumenschmauss besteht seit 1988, und dieser rustikale Outdoor-Imbiss auf Holzbänken und an Holztischen ist während der Sommermonate geöffnet. Auf der Insel Arran betrieb die Familie seit 1990 auch ihre eigene Räucherei und erst vor kurzem zog man diese auf das Gelände von Skipness Castle um. Geräucherten Lachs, »kippers« (geräucherter Hering), Makrele, Schellfisch und geräuchertes Fleisch vom Wild, kann man nun gerne und einfach als köstliches Souvenir erstehen.

Gut gestärkt und mit Lachs und frischer Seeluft gefüllt, geht es nun langsam wieder auf der Strandstrasse zurück und zu unserer zweiten »off the beaten track« Destination – nach Saddell im südlichen Teil der Kintyre-Halbinsel. Doch dazu erst bei meinem nächsten Beitrag in einigen Wochen!

Iris Marhencke
-Autorin-

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Fotocredits: Iris Marhencke

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