Jeder, der schon einmal eine Whisky-Destillerie besucht hat und dabei auch einen Blick in das „warehouse“, in das Lager der Whiskyfässer, werfen konnte, kennt den besonderen Geruch, der gerade dort in der Luft liegt. Es ist der »Angels‘ Share«, der Anteil für die Engel, der beim langjährigen Reifeprozess des Whiskys aus den hölzernen Fässern verdunstet. Frei übersetzt als ‚Schluck für die Engel‘ läuft in den deutschen Filmtheatern derzeit die synchronisierte Fassung des schottischen Originals, einer Produktion des renommierten britischen Regisseurs Ken Loach. Loachs Werke der vergangenen vier Jahrzehnte setzen sich vornehmlich mit sozialen Problemstellungen in gesellschaftlichen Randbereichen auseinander und überzeugen durch einen sehr realitätsnahen Drehstil.
Zudem setzt er oft noch unverbrauchte Akteure und Schauspieler ein, die nach seiner Vorstellung das jeweilige Milieu authentischer interpretieren. Im aktuellen Film geht es auch wieder um Jugendliche, die sich an den Normen der allmächtigen Obrigkeit reiben, Konflikte kompromisslos austragen und in höchst unruhigen, zuweilen naiven Gefühlswelten unterwegs sind. Drogen, Alkohol, Kriminalität sind ebenso an der Tagesordnung wie aufrichtige Liebe und derbe, aber herzliche Zuneigung. Das schottische Hochland und die romantische Atmosphäre von typischen Whisky-Destillerien bilden den passenden Hintergrund für die mit reichlich Sozialaspekten gespickte, ausgesprochen unterhaltsame Komödie.
Dass der Protagonist Robbie eine ungeahnte Leidenschaft zum Whisky entdeckt und mit dieser in der Folge gleich wieder in den Strudel illegaler Aktivitäten gerät, obwohl er eigentlich nur etwas Gutes für seine Familie tun möchte, sorgt im Einklang mit spritzigen und launigen Dialogen für gute 100 Minuten Kurzweil. Der Film glänzt darüber hinaus in der Originalversion mit rauen schottischen Dialekten. Bei den gerade zu Ende gegangenen „Scottish Bafta-Awards“, der Oscar Verleihung der schottischen Filmindustrie, bekamen der Hauptdarsteller Paul Brannigan die Auszeichnung als bester Schauspieler sowie Paul Laverty den Preis für das beste Drehbuch.
Fotocredits: Angels‘ Share