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Kampagne Yes Scotland

von Udo Haafke

„Yes Scotland“ – eingängig und markant präsentiert sich der Markenauftritt der Befürworter der schottischen Unabhängigkeit. Namentlich die Scottish National Party (SNP) mit dem First Minister Alex Salmond an der Spitze organisiert, realisiert und aktualisiert den Internetauftritt und all die Maßnahmen der historisch so bedeutungsvollen und zukunftsweisenden Kampagne im Vorfeld zum Referendum Ende 2014. Dann sind alle Schotten dazu aufgerufen ihre Stimme abzugeben, für oder gegen den Verbleib im Vereinigten Königreich – mit allen daraus resultierenden Konsequenzen. Yes Scotland hat durchaus auch eine höchst psychologische Komponente, die den stolzen und heimatverbundenen Schotten so manche Schweißperle auf die Stirn treiben wird. Denn jeder, der sein Land liebt, würde es durch ein „No“ bei der Abstimmung verleugnen. Nur das Yes erlaubt ein reines Gewissen.

Bei der Entscheidung spielt jedoch vor allen Dingen die Mitgliedschaft in der EU eine schwerwiegende Rolle. Da es noch keinerlei Präzedenzfälle dieser Art gegeben hat, bewegt man sich auf unsicherem Terrain. Niemand kann verbindlich aussagen, ob ein automatischer Verbleib Fakt ist oder ob ein neuer Aufnahmeantrag gestellt werden muss bzw. müsste. Schon viele Thesen und Theorien wurden darüber diskutiert, wieder verworfen oder mit neuen hypothetischen Ansätzen wieder aufgegriffen. Sicher bleibt nur, dass Alex Salmond bei seinen ‚Brandreden‘ zu den Unabhängigkeitsbestrebungen diesen Punkt etwas leichtfertig und wider besseren Wissens abgehandelt hat.

Und nun schafft der britische Premier David Cameron noch eine weitere europäische Baustelle, indem er seine britischen Landsleute seinerseits zu einem Referendum im Jahr 2017 heran ruft. Dann soll das Volk über Verbleib in oder Austritt aus der EU entscheiden. Ein Raunen geht durch das krisengeschüttelte Europa, als wären da nicht schon Probleme genug. Schon malt man sich Bilder aus, in denen die Schotten Mitglied in der EU sind, ihre ehemaligen Volksgenossen aus dem United Kingdom jedoch nicht mehr.

Yes Scotland lässt zwischenzeitlich seine Kampagnenmaschinerie auf Hochtouren laufen. Neuester Coup ist der offizielle Yes Scotland Tartan, der gerade vom „Scottish Register of Tartans“ zertifiziert wurde. Damit findet die Kampagne schon jetzt Eingang in eine der wichtigsten traditionellen Güter Schottlands. Der Stoff erscheint im typischen Karomuster unter Verwendung der Farben blau, weiß, rot und grün auf einem purpurnen Untergrund. Sie sollen gleichermaßen die oft glorreiche schottische Vergangenheit und die hoffentlich ebenso glorreiche schottische Zukunft symbolisieren. Sie stehen für die Farben der Landschaft, den Charakter der Menschen im Land, der Flagge und auch für die ökologische Ausrichtung in der wichtigen Energiefrage.

Allerdings erscheint auch grau als Grundfarbe, was Spötter, Gegner und Kritiker sogleich dankbar aufnahmen und deren Symbolkraft hinsichtlich der wirtschaftlichen und industriellen Zukunft des Landes heraus stellten. Darüber hinaus erkannte man in dem Purpur die Farbe, welche das Gesicht von Alex Salmond üblicherweise annimmt, wenn er neue, unbequeme politische Nachrichten bekommt. Zu beziehen ist der Stoff ausschließlich über Yes Scotland bzw. über die Glasgower Produktionsfirma Bare Knees Kilts. Und der Shop auf der Webseite hält noch ein weiteres Schmankerl bereit: auch wenn die Kinder noch nicht wahlberechtigt sind, so dürfen sie doch mittels T-Shirt ihre (oder die elterliche) Gesinnung kundtun. Auf dem roten Hemdchen sind lustig geformte Buchstaben zu erkennen, die an das sagenhafte Ungetüm aus dem Loch Ness erinnern. Sie bilden zusammen das Wort „Yesi“ – welch Geniestreich. Das übertrifft sogar das Grau des Tartans, welches man gemeinerweise auch mit den vorherrschenden schottischen Wetterverhältnissen in Verbindung bringen könnte…

Udo Haafke

Fotocredits: Bare Knees Kilts

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