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House for an Art Lover – Glasgow

von Udo Haafke

Charles Rennie Mackintosh hat die Vollendung seines eindrucksvollen Konzeptes nicht erleben dürfen. Das House for an Art Lover wurde erst 1996 nach siebenjähriger Bauzeit im Bellahouston Park von Glasgow eröffnet. Doch das zauberhafte Gebäude atmet in seiner ganzen stilistisch-prachtvollen Einfachheit den Geist und die Ideen des genialen Architekten und seiner Frau Margret Macdonald.

Im Jahr 1901 nahm Mackintosh, der Architektur als vollendete, als ganzheitliche Form der Kunst bis ins kleinste Detail ansah und gerade den ersten Abschnitt der neuen Glasgow School of Art fertigstellen konnte, an einem Wettbewerb eines deutschen Design- und Baukunstmagazins, der Zeitschrift für Innendekoration teil. In der Ausschreibung ging es um einen Wohnsitz für einen Kunstliebhaber, der in seiner Art und Anmutung unverfälschte und moderne Architektur vermitteln sollte. Raumgrößen, Lage des Treppenhauses, bestimmte äußere Bedingungen, sogar die maximale Höhe der Baukosten waren genauestens vorgegeben. Explizit wies man darauf hin, dass bei der Planung die Beteiligung eines Gestaltungskünstlers gestattet und sogar wünschenswert wäre. Voraussetzungen also, wie perfekt auf das junge Künstlerehepaar Mackintosh/Macdonald zugeschnitten.

Fatalerweise schafften es die beiden nicht, alle geforderten Zeichnungen, Skizzen und Unterlagen fristgerecht einzureichen, was ihre Diaqualifikation zur Folge hatte. Aber immerhin konnten sie die fehlenden Dinge, leider verspätet, noch nachreichen. Dennoch beeindruckte ihre innovative Arbeit und sie bekamen einen extra dotierten Sonderpreis zuerkannt, der sich ausdrücklich auf die besondere, persönliche Qualität, die neuartige und streng-formale, mithin sehr nuancierte Ausdrucksform sowie das ausgezeichnete gestalterische Zusammenspiel von Innen und Außen begründete. Bezeichnenderweise wurde im Wettbewerb kein 1.Preis vergeben – dieser wäre sonst wohl den beiden kongenialen Schotten zugefallen.

Der Initiative des Bauingenieurs Graham Roxburgh ist es zu verdanken, dass dieses extraordinäre Schaffenswerk Mackintoshs doch noch umgesetzt werden konnte. Roxburgh war schon an der Renovierung der Craigie Hall beteiligt, in welcher einige der Inneneinrichtungen von Charles Rennie Mackintosh erhalten sind, und er erkannte auch die Vorzüge des Bellahouston Parks als geeigneten Standort für das Haus des Kunstliebhabers. Nach einigen finanziellen Schwierigkeiten konnte 1996 dann endlich das Andenken im Sinne Mackintoshs Eröffnung feiern. Die Räume wirken wirklich überwältigend, durchgestaltet bis zur kleinsten Winzigkeit, einerseits in nüchterner Farbigkeit, andererseits mit wunderbar verspielten Dekors. Zum Vergleich hängen die jeweiligen Originalskizzen des Meisters in den jeweiligen Zimmern. Daneben gibt es ein renommiertes Café, das wie das gesamte Haus auch für Veranstaltungen gebucht werden kann (gelistet unter den besten Orten für Hochzeiten!), sowie einen gut sortierten Shop. In der oberen Etage des Hauses befindet sich ein Teil des digitalen Archivs der Glasgow School of Art.

Zusätzliche Informationen

Fotocredits: Udo Haafke

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