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Geschichten von Julie Fowlis

von Udo Haafke

Nach Ende der 21. Celtic Connections in Glasgow, die erneut mit einem Besucherplus abschlossen und einmal mehr ein furioses Spektrum unterschiedlichster, globaler Musiker zusammenführten, kann man guten Gewissens konstatieren, dass Folkmusik populärer ist denn je. Maßgeblichen Anteil daran hat eine junge Frau, die mit ihrem Engagement nicht nur für die Musik, sondern auch für das reiche Erbe der gälischen Kultur steht: Julie Fowlis. Kaum ein Abend während des Festivals verging ohne einen Auftritt von ihr. Gemeinsam mit ihrer Band, mit Nicola Benedetti, mit Capercaillie bei deren 30. Bühnenjubiläum oder auch beim Burns Konzert. Dort kam sie auf der Bühne, ohne es vorher geplant zu haben, wie sie in einem Radio-Interview später zugab. Aber genau das macht den speziellen Geist der Folkmusik aus, es herrscht einfach eine unglaubliche Gemeinschaft, in der jeder für jeden da ist.

Trotz der vielfältigen Aktivitäten der zweifachen Mutter von North Uist, die als Moderatorin bei BBC Radio Scotland und BBC Alba in Fernsehen und Radio tätig ist, als Botschafterin für Gälisch, als Filmmusikerin im DisneyPixar-Film Brave etc. etc. – man bekommt den Eindruck, sie überträgt das Phänomen der abgelegenen schottischen Inselwelten nach Außen, dass nämlich dort jeder gleich mehrere Funktionen erfüllt, um das gemeinsame Leben sicherzustellen – trotz alledem schaffte sie es auch noch ein neues Album, ihr mittlerweile viertes, zu produzieren. Dafür brachte sie die Creme der schottischen und irischen Folkszene zusammen. Karen Matheson, Donald Shaw, Michael McGoldrick und weitere Mitgliedern Capercaillies, Martin O’Neill und ihre Band bis hin zum Streichquartett RANT konnte sie für die Produktion von „Gach Sgeul – Every Story“ gewinnen.

Elf Stücke finden sich darauf, in denen Julie sich ganz auf ihre mittlerweile hervorragend ausgeprägten Gesangskünste konzentriert. Ihre Stimme ist gereift, ist kräftiger geworden. Besinnliches wechselt in ausgewogener Mischung mit eingängigen Rhythmen, in welchen dem klassischen Folk Elemente aus Jazz und Skiffle hinzugefügt werden. Höhepunkte sind einmal mehr die Puirt-a-Beul Stücke, alte überlieferte Sprechgesänge, die Julie Fowlis in unnachahmlich gefühlvoller, fast sinnlicher Perfektion vorzutragen versteht.

Bei der Auswahl der Lieder greift sie auf den reichhaltigen Fundus an Geschichten, Erzählungen und Gesängen aus ihrer Heimat, auch auf persönliche Erfahrungen zurück. Diese bereitet sie mit ihren Musikerkollegen sorgfältig und großer Sensibilität auf, hüllt sie in ein modernes Gewand ohne die Wurzeln zu verfälschen oder gar zu verklären. Jedes Lied hat seine eigene Geschichte, die im Booklet erläutert wird. Auch die Originaltexte (zum Mitsingen) und deren englische Übersetzungen sind darin abgedruckt.

Ein neues Album erzählt weitere Geschichten von Julie Fowlis

Julie Fowlis tritt mit ihrer Band, neben zahlreichen weiteren Stars der Folkszene, auch beim Bannockburn Live Festival am 29. Juni anlässlich des 700. Jahrestages der legendären Schlacht am neuen Besucherzentrum auf. Darüber hinaus ist sie beim Tiree Music Festival am 20. Juli und beim Harris Tweed Hebrides Tattoo 2014 in Stornoway zu sehen.


Auch zum 40. Jubiläum des Tønder Music Festivals in Dänemark am 30./31. August sind Auftritte geplant und eventuell im Herbst einige Konzerte in Deutschland.

Fotocredits: Michelle Fowlis

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