Die gälische Sprache, die in Schottland, dank sei vor allem der Folkmusik, eine regelrechte Renaissance erlebt, klingt für mitteleuropäische Ohren wie ein Dialekt von einem anderen Stern. Wilde Buchstabenkombinationen auf Straßen- und Ortsschildern unterstützen die Verwirrung noch, denn die Aussprache unterscheidet sich nicht selten elementar von dem, was man dort vermeintlich zu lesen glaubt. So bleibt den meisten von uns diese Welt verschlossen, stattdessen lauschen wir fasziniert bis fassungslos den oft unglaublich schnell gesungenen Liedern schottischen Sprechgesangs – Puirt a beul – die auf eine lange Tradition zurückblicken.
Der Bonner Michael Klevenhaus hat da keine
Probleme. 2008 schloss er als erster Deutscher am College für Gälische
Sprache auf Skye, Sabhal Mòr Ostaig, das Studium schottischer
Landeskunde auf Gälisch als Master ab. Schon sechs Jahre zuvor gründete
er in seiner Heimatstadt eine professionelle Sprachschule für
Schottisch-Gälisch im von ihm geleiteten Deutschen Zentrum für Gälische
Sprache und Kultur.
Ein Exot, möchte man meinen, jedoch erfreut
er sich einer treuen Gemeinde an Lernwilligen, die sich der mühsamen
Aufgabe stellen, diese ungewöhnliche Sprache zu lernen. Klevenhaus, der
auch als Korrespondent für den gälischen Radiosender der BBC aktiv ist,
doziert, übersetzt und vermittelt eine traditionsreiche Kultur und
Lebensart.
Sein Wissen über das Gälische vermittelt Michael Klevenhaus auch in diversen Lehrbüchern und Sprachführern. Glücklicherweise hat er mit dem Hamburger Helmut Buske Verlag einen zuverlässigen Partner für diese wichtigen Publikationen finden können. Jüngstes Beispiel ist das soeben erschienene Grammatikübungsbuch Schottisch-Gälisch. Ein cleverer, gut durchdachter Aufbau des Buches verhilft Anfängern mit ersten Kenntnissen wie Fortgeschrittenen ausgezeichnet beim schwierigen und teilweise komplizierten Bereich der Grammatik zu guten Erfolgen und beinahe leichtem Verständnis.
Ein wichtiger Vorteil des in 44 Kapitel unterteilten, 216 Seiten starken Buches ist die Unabhängigkeit von anderen Lehrbüchern, die ein freies und selbstständiges Lernen ermöglicht. Man kann also selbst bestimmen, was und wo man zunächst beginnen oder vertiefen möchte. Abschließende, gut strukturierte Übungen am Ende der jeweiligen Kapitel erlauben eine Überprüfung des Selbstgelernten, für die hinten im Buch auch die Lösungen angegeben sind.
Schließlich gibt es auch noch ein Vokabelverzeichnis mit den im Buch verwendeten Worten und Begriffen. Einziges Manko: wer selbst lernt, sollte wissen, wie sich die Aussprache korrekt anhören muss, denn Lautschrift findet sich leider nicht. Für akustische Unterstützung müssen, zumindest vom blutigen Anfänger, andere Hilfsmittel herangezogen werden. Ins Grübeln bringt lediglich die Bemerkung, dass im Buch der gälische Dialekt von South Uist verwendet wird. Bleibt zu hoffen, dass der auch überall verstanden wird.
Michael Klevenhaus, Grammatikübungsbuch Schottisch-Gälisch, Helmut Buske Verlag, EUR 22,90, ISBN 978-3-87548-695-7
Zusätzliche Informationen
- Webseite von Die Sprache
Fotocredits: Udo Haafke