Die zauberhafte Landschaft, grandiose Szenerien, düstere Burgen, mystische Schlösser, geheimnisvolle Städte, faszinierendes Licht – all diese Accessoires prädestinieren Schottland zu einer mehr als hervorragenden und immer wieder gern genutzten Kulisse für Film- und Videoaufnahmen. Regisseure und Filmemacher nicht nur aus Hollywood kommen gerne in den Norden Großbritanniens für Monumentalschinken, Historiendramen, Komödien und auch Musik-Videos.
„I know where I´m going“ ist schon zum echten Filmklassiker mit Tendenz zum Kultstatus geworden. In der romantischen Komödie aus dem Jahre 1945, die in Teilen auf der Insel Mull, dem Meerestrudel Corryvreckan bei Jura und zur Gänze in Schwarz-Weiß gedreht wurde, spielen Wendy Hiller und Roger Livesey die Hauptrollen. Pilgerziele für Fans, erstaunlicherweise viele aus den USA, sind die Originalschauplätze dieses Drehs, wie die Ruine von Moy Castle, der alte Hafen an der Carsaig Bay, die Telefonzelle am Wasserfall auf dem Weg nach Carsaig oder das ehrwürdige Western Isles Hotel oberhalb von Tobermory, in dessen Lobby sich noch die Filmplakate und andere Devotionalien befinden.
„Local Hero“ von 1983 war ursprünglich als Öko-Komödie gedacht, entwickelte aber schnell eine sehr eigene, beinahe poetische Anmutung, die mit viel Witz, Romantik, Selbstironie und zauberhaften Bildern brillierte und selbst heute noch begeistert. Unter der Regie von Bill Forsyth, der auch das Drehbuch schrieb, lieferten Burt Lancaster und Peter Riegert als Mac kongeniale schauspielerische Leistungen ab, während die sehr stimmige, von Mark Knopfler (Dire Straits) komponierte und gespielte Filmmusik keineswegs zufällig in die Hitlisten geriet. Aufgenommen wurde Local Hero in Arisaig, Morar und im ostschottischen Dörfchen Pennan, wo noch immer die rote Telefonzelle steht und der Pennan Inn zum gepflegten Pint einlädt. Viele Fotos an den Wänden erinnern an die Zeit, als Hollywood für einige Wochen die dörfliche Lethargie vertrieb.
Der „Highlander“ gehört in das Genre der Fantasy-Filme, der im Jahr 1986 durch seine aktionsreichen Handlungsstränge und aufwändigen technischen Inszenierungen zu überzeugen wusste und ebenfalls schnell einen Kultstatus erlangte, was den Nachfolgefilmen nicht mehr in dieser Form gelang. Sean Connery, der Vorzeige-Schotte schlechthin, geboren und aufgewachsen in Edinburgh, und Christopher Lambert sind in den Hauptrollen zu sehen. Gedreht wurde in erster Linie in der rauen Landschaft der Western Highlands, um Glen Coe, auf der Isle of Skye und am Glen Nevis. Das pittoreske Eilean Donan Castle diente als Stammsitz des Clans MacLeod.
Der Filmepos „Rob Roy“ von 1995 basiert nur ansatzweise auf der gleichnamigen Romanvorlage von Walter Scott. Die abenteuerliche Geschichte um Clans, um Adel, Handel, Missgunst, Hinterlist und Liebe orientiert sich nicht sehr stark an tatsächlichen historischen Gegebenheiten des frühen 18.Jahrhunderts, sondern bleibt mehr eine oberflächliche Liebesgeschichte mit allerdings sehr guten Schauspielern (Liam Neeson, Jessica Lange) und großartigen Landschaftsbildern. Regie führt der Schotte Michael Caton-Jones. Folk-Fans werden den kurzen Gesangsauftritt von Karen Matheson zu schätzen wissen.
„Braveheart“ ist wohl der legendärste und kultigste Film überhaupt, versinnbildlicht er doch den schottischen Nationalstolz in ruhmvoller wie tragischer Weise. Die Legende des Nationalhelden William Wallace, dargestellt von Mel Gibson, der den monumentalen Hollywoodstreifen 1995 selbst produzierte und auch Regie führte, bekam trotz einiger historischer Ungereimtheiten nicht weniger als fünf Oscars. Das dreistündige, zuweilen recht blutrünstige und etwas klischeelastige Werk über den schicksalhaften schottischen Freiheitskampf wurde vorwiegend in und um Fort William und Glencoe in den Western Highlands gedreht. Das Musikthema des Films wurde zur Hymne der Fußballmannschaft von Manchester United, die seit 1986 vom Schotten Alex Ferguson trainiert wird.
Die mittlerweile sieben Hollywoodstreifen um den Zauberlehrling Harry Potter finden natürlich immer wieder in der schottischen Hochland-Landschaft statt. Besonders prägnant und oft gesehen ist der mächtige Glenfinnan-Eisenbahnviadukt, über das der Hogwarts Express schon mehrfach gerauscht ist. Weitere Sequenzen entstanden in und um Glen Coe und Glen Nevis.
„Wilbur wants to kill himself“ in deutscher Übersetzung als „Wilbur – das Leben ist eins der schwersten“ bekannt produzierte die dänische Regisseurin Lone Scherfig im Jahr 2002. Die bittersüße, tragisch humorvolle Geschichte um zwei sehr unterschiedliche Brüder, erzählt von Liebe und Tod, Glück und Unglück und von den gar so normalen Alltagsproblemen. Glasgow ist Schauplatz der Handlung, die sich zwischen elterlichem Buchladen und Krankenhaus entwickelt. Jamie Sives, Adrian Rawlins und Shirley Henderson sind die sehr überzeugenden Hauptcharaktere eines Films, der nachdenklich macht.
„Dear Frankie“ ist ein eher rührendes Opus mit durchaus dramatischen Zügen. Es spielt sich in den Hafengebieten am River Clyde um Greenock und Port Glasgow ab. 2004 von Shona Auerbach gedreht, handelt der Film von einem gehörlosen neunjährigen Jungen, der sich mit seiner Mutter auf ständiger Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann, dem Vater des Jungen, befindet. Frankie kommuniziert mit diesem mittels Briefwechsel, der jedoch von der Mutter beantwortet wird. Brisant wird die Situation als der Vater unverhofft auftaucht. In den Hauptrollen Jack McElhone, Gerard Butler und Emily Mortimer.
„Skagerrak“ lässt vom Titel her eher auf ein skandinavisches Werk schließen, und in der Tat führte der Däne Sören Kragh-Jacobsen in dem 2003 entstandenen Film Regie. Die tragikomische Handlung dieses modernen Märchens mit zauberhafter Nachwirkung um zwei Freundinnen, um Freiheit und Abhängigkeit, spielt sich indes zwischen Peterhead und Glasgow ab. Zu sehen in den Hauptrollen Iben Hjejle, Bronagh Gallagher, Martin Henderson und Gary Lewis.
„Trainspotting“ entstand 1996 nach Vorlage des Romans von Irvine Welsh. Ewan McGregor ist Hauptdarsteller in dieser pechschwarzen Komödie, die sich in der düsteren und zwielichtigen Drogenszene von Edinburgh und Glasgow unter der Regie von Danny Boyle abspielt. Der sehr polarisierende Film sorgte dafür, dass die schottische Filmkunst endlich internationale Anerkennung fand. Inhaltlich wird der Verrohung in der britischen Gesellschaft der ausgehenden Thatcher-Ära ein unbequemer Spiegel vorgehalten. Die Akteure, die auch für Aufnahmen ins Rannoch Moor zogen, sprechen so breiten schottischen Akzent, dass die ersten Minuten des Films in der Version für die USA synchronisiert werden mussten.
Fotocredits: Udo Haafke