Als Mary Queen of Scots am 8. Dezember 1542 im obersten
Stockwerk des Stuartschen Repräsentationspalastes Linlithgow Palace das
vom Schein blakender Fackeln und flackernder Kerzen erhellte Licht der
Welt erblickte, war das zunächst ein wundervolles Ereignis, mutierte
jedoch schon sechs Tage später zur Sensation, die das damalige soziale
wie aristokratische Netzwerk in Atem hielt. Der Säugling wurde zur
schottischen Königin proklamiert. Damit begann ein faszinierender
gleichsam tragischer Lebensweg. Das Schloss ist heute Ruine von der noch
Außenmauern und einige Räume zu sehen und zu besichtigen sind. Zu
seiner Blütezeit gab es hier so manch illustres, fröhliches Fest, traf
sich der Hochadel zum Tête-à-Tête und vielleicht auch ausschweifenden
Gelage. Mary selbst zog bereits im Alter von fünf Jahren nach Frankreich
und lebte dort zunächst für weitere acht Jahre.
Fast auf den Tag
genau 470 Jahre nach der Niederkunft von Marie von Lothringen-Guise,
der zweiten Frau des damaligen Königs James V., wehte nun wieder ein
gehöriger Hauch Frankreich durch den rustikal in Szene gesetzten
Innenhof des Palastes. Ein überdachter, hölzerner Laufsteg mit
angefügter, niedriger Zuschauertribüne war entlang der inneren Mauern
errichtet worden. Offene Feuerstellen sorgten in der Mitte des Hofes für
Wärme und Licht. Das derart gestaltete Ambiente hätte auch aus Marys
Zeit stammen können. Und den kalten Nieselregen, begleitet von Windböen,
gab es noch zusätzlich. Einst wie jetzt. Dick in Tartandecken
eingehüllt harrte das auserwählte Publikum dann dem eigentlichen
Ereignis entgegen. Metiers d’Art ist der Titel der exzentrischen Show
des Modezaren Karl Lagerfeld für das Label der Luxusmarke Chanel und
spülte Linlithgow, Schottland, für kurze Zeit in den Fokus der
modeinteressierten Weltöffentlichkeit.
Die Models, die in branchentypischer Unnahbarkeit über den Catwalk schritten, schienen keineswegs irritiert von der außerordentlichen Bühne ihres Schaulaufens. Doch was sie präsentierten, war ungewöhnlich und neu. Tartan als Stoff, Tweed und Kaschmir, Keltisches bei den Accessoires dominierten das Bild. Die Designer aus dem Hause Chanel hatten unter der Leitung Lagerfelds, der offenkundig eine hohe Affinität zu schottischen Farben und landestypischer Anmut besitzt, ganze Arbeit geleistet und zauberhafte, reizende Kleider, die wohl leider nicht im Alltag zu sehen sein werden, kreiert. Eben ganz im schottischen Sinne, aber nicht aufgesetzt sondern höchst stilvoll und elegant. Im Anschluss begleitete eine Pipe-Band alle Gäste zu einem großen Bankett, dessen Atmosphäre sich ebenfalls prächtig in den historischen Rahmen einpasste.
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