Home Destillerien Auf den Spuren des schottischen Whiskys und Gins an der Westküste

Auf den Spuren des schottischen Whiskys und Gins an der Westküste

von Wilfried Klöpping

Die schottische Reederei Caledonian MacBrayne Ferries (CalMac) bringt ihre Fahrgäste das ganze Jahr über auf die Inseln vor der Westküste Schottlands. So können lokale, britische oder internationale Besucher aufgrund dieses ganzjährigen Fährdienstes ihre Lieblingsbrennerei jederzeit besuchen oder noch unbekannte Destillerien neu entdecken. Gerade die winterliche Atmosphäre übt einen ganz außergewöhnlichen Reiz bei dem Besuch einer Whisky- oder Gin-Brennerei aus – von der einen oder anderen Kostprobe ganz zu schweigen! Hierzu gibt es in diesem aktuellen Artikel einige Insider-Tipps, die sich von Arran im Süden bis nach Lewis auf den Äußeren Hebriden auf insgesamt 12 (Halb-)Inseln beziehen.


ARRAN & KINTYRE
Auf Arran lädt die bereits wohlbekannte Isle of Arran Distillery in Lochranza im Norden der Insel ein. Hier, wo die Wasserqualität am höchsten ist, wurde im Jahr 2006 erstmalig eine Kostprobe des „10-year-old Arran Malt“ ausgeschenkt. Im Jahr 2019 wurde dann zusätzlich die Lagg Distillery im Süden von Arran eröffnet. Die Insel ist über insgesamt drei Fährhäfen zu erreichen: von Ardrossan und Troon auf dem Festland (nach Brodick/Arran) sowie von Claonaig auf der Kintyre-Halbinsel (nach Lochranza/Arran).

Die Halbinsel Kintyre und ihr größter Ort Campbeltown gelten bei Kennern noch immer als eine eigenständige Whisky produzierende Region in Schottland. Einstmals das „Whisky Capital of the World“ ist diese Region jedoch in den vergangenen Jahrzehnten auf drei Brennereien geschrumpft: Springbank, Glengyle und Glen Scotia. Campbeltown ist immer auf dem Landwege – allerdings mit einem ziemlich großen Umweg – zu erreichen. In den vergangenen Jahren hat es auch eine saisonale Fährverbindung von CalMac von Ardrossan direkt nach Campbeltown gegeben. Whiskykenner können auch die „Abkürzung“ über Arran nehmen und so z.B. den Besuch der Isle of Arran Distillers mit dem von Springbank kombinieren.


ISLAY & JURA & TIREE
Die Insel Islay gilt nicht nur als „Königin der Hebriden“, sondern auch als „Himmel auf Erden“ für Whisky-Liebhaber, denn nicht weniger als 9 Destillerien produzieren derzeit Whisky auf diesem relativ kleinen Eiland. Und unter den Namen befinden sich durchweg renommierte Marken, die teilweise internationalen Ruhm und zigtausende von Anhänger auf der ganzen Welt besitzen: Ardbeg, Ardnahoe, Bowmore, Bruichladdich, Bunnahabhain, Caol Ila, Kilchoman, Lagavulin und Laphroaig, die sich vorwiegend durch ihren markant rauchig-torfigen Geschmack auszeichnen. Mit CalMac sind die beiden Häfen auf Islay, Port Ellen und Port Askaig, von Kennacraig auf der Kintyre-Halbinsel aus zu erreichen.

Deutlich geruhsamer geht es da schon auf der Nachbarinsel Jura zu. In nur 10-minütige Fährüberfahrt hat man diese einzigartige Insel erreicht, die nur über eine Straße, ein Dorf mit einem Hotel und einem Pub sowie mit der Jura Distillery nur über eine einzige Whiskybrennerei verfügt.

Die Isle of Tiree Distillery gilt als der kleinste Whiskyproduzent in Schottland, da vieles noch in Handarbeit und nach überlieferten Traditionen hergestellt wird. Da verwundert es nicht, dass der Isle of Tiree Single Malt Scotch Whisky auch noch gar nicht im Handel ist …


MULL & ARDNAMURCHAN
Durch insgesamt drei Fährstrecken gilt die Insel Mull, die zu den Inneren Hebriden gehört, als touristisch bestens erschlossen. Sie bietet gleichzeitig auch den Zugang zu den beliebten kleineren Inseln Iona und Staffa. Die Tobermory Distillery liegt inmitten des gleichnamigen Hauptortes der Insel und wurde bereits im Jahr 1798 gegründet. Nach sehr langer Schließung wurde sie vor ca. 30 Jahren wiedereröffnet und produziert neben dem normalen Tobermory Single Malt jetzt auch den eher torfigen Ledaig Single Malt.

Die Ardnamurchan Distillery bei Glenbeg auf der gleichnamigen Halbinsel gilt seit ihrer Eröffnung im Jahr 2014 als Geheimtipp unter den Whiskyfreunden. Aufgrund ihrer eher abgeschiedenen Lage benutzt sie Energie aus lokalen, erneuerbaren Quellen.


SKYE & RAASAY
Die Insel Skye erfreut sich in den Sommermonaten sehr hoher Beliebtheit. Entsprechend groß sind dann auch die Besuchermassen, die auf die Insel wollen. Da die Talisker Distillery zu den „Platzhirschen“ unter den Whiskybrennereien in Schottland zählt, kann auch diese Destillerie von dem täglichen Ansturm „ein Lied singen“. Aber sie bleibt die älteste noch produzierende Brennerei eines äußerst beliebten Single Malts mit sehr markantem Geschmack. Seit 2017 hat Talisker dann mit der Torabhaig Distillery ein wenig Konkurrenz auf der Insel bekommen. Neben der Skye Bridge bietet CalMac noch eine Anreise mit der Fähre von Mallaig nach Armadale/Skye an.

In nur 25 Minuten erreicht man mit der Fähre von Skye aus die kleine Insel Raasay. Hier haben sich die Raasay Hebridean Distillers als Firmenethos vorgenommen, den Whisky nicht nur auf der Insel zu produzieren und reifen zu lassen, sondern auch hier in Flaschen abzufüllen und zu vermarkten.


LEWIS & HARRIS & NORTH UIST
Auf den Äußeren Hebriden befinden sich nicht nur einige der schönsten Sandstrände Schottlands, sondern Besucher können dort vor Ort inzwischen auch Kostproben des hiesigen Gins oder Whiskys genießen. Die Abhainn Dearg Distillery auf Lewis war die erste Whiskybrennerei auf den Äußeren Hebriden seit mehr als 200 Jahren, als sie ihren ersten Single Malt im Jahr 2011 zum Verkauf freigegeben hat. Die Isle of Harris Distillery in Tarbert ist inzwischen berühmt für seinen markanten Gin, aber im Jahr 2023 fand auch ihr erster Single Malt Whisky (»The Hearach«) schnell viele Freunde.

Eine ähnliche Entwicklung nahm das Familienunternehmen North Uist Distillery Co., die zunächst einen preisgekrönten Gin destillierten, aber in Kürze auch mit ihrem »Nunton Whisky« aus lokal geernteter Gerste auf den Markt kommen wird.
Zu erreichen ist die Hafenstadt Stornoway auf Lewis von Ullapool aus, während es von Uig auf Skye eine CalMac-Fähre nach Tarbert auf Harris gibt. North Uist hingegen kann sowohl von Uig (nach Lochmaddy) als auch von Leverburgh/Harris (nach Berneray) entdeckt werden.


Zusätzliche Informationen

Fotocredits: CalMac Ferries / Diageo Scotland / Grant Anderson

Das könnte Ihnen auch gefallen...