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Schottische Leuchttürme

von Wilfried Klöpping

Jeder kennt das Buch >Die Schatzinsel< von Robert Louis Stevenson. Die Familie Stevenson ist aber mit etwas viel Wichtigerem verbunden, nämlich den Leuchttürmen von Schottland. Das sagte sogar Robert Louis. Unser Kinnaird Head Leuchtturm wurde von Robert Stevenson gebaut, dem Grossvater des berühmten Autors. Unser Leuchtturm Kinnaird Head Castle Lighthouse & Museum ist Schloss, Leuchtturm und Museum zugleich. Das ist einzigartig weltweit, und direkt daneben haben wir unser »Museum of Scottish Lighthouses«. Unser Museum ist das einzige in ganz Grossbritannien, das sich voll und ganz der Geschichte bemannter Leuchttürme widmet. Wir sind in Fraserburgh – das liegt im nordöstlichen Aberdeenshire, ein perfekter Standort für einen Leuchtturm.

Kinnaird Head Lighthouse ist der erste Leuchtturm auf dem Festland Schottlands. Ich arbeite hier im Museum seit zwei Jahren und hab mir einiges an Wissen angelesen, welches ich persönlich hoch interessant finde. Ich habe auch schon unzählige Touren auf Deutsch gegeben, sehr zur Freude von deutschsprachigen Touristen. Ich erkläre Leuchtfeueroptiken, Funkbaken, verschiedene Leuchtfeuer, Lichtcharakter und alles was damals (und heute) in Gebrauch war: die unglaubliche Genialität der Stevensons, die Leuchttürme in Schottland erst möglich gemacht haben, sowie das harte Leben der Leuchtturmwärter und deren Familien. Da ich auch für Schulen zuständig bin, erkläre ich das auch für Grundschüler.

In 211 Jahren bemannter schottischer Leuchturmdienste ist unglaublich viel geschehen – und diese Informationen wollen auch mit jüngeren Generationen geteilt werden. Wie zum Beispiel kam es zur Fresnel-Linse? Bis wann wurde Reflexion verwendet, ab wann Refraktion? Wie Ihr seht, ist hier natürlich auch Physik im Spiel. Die rotierende Linse muss sich natürlich auch in einer ganz bestimmten Geschwindigkeit drehen, und das bedarf eines präzisen Uhrwerks.

Unser Uhrwerk und Leuchtfeueroptik ist 1902 eingebaut worden und funktioniert noch tadellos mit der originalen Technik – das gibt’s auch nur bei uns in Fraserburgh. Andere Leuchttürme in GB wurden automatisiert oder Teile sind weg oder beschädigt. Selbst Einschusslöcher von 1942 kann man in unseren Prismen noch sehen.

Und da wir gerade von Leuchtfeueroptiken sprechen … ich habe das Glück, auf jeder Tour eine der größten Leuchtfeueroptiken der Welt zu drehen. Unsere Leuchtfeueroptik ist eine Hyper-Radial (oder Hyper-Radiant), das ist zwei Größen über der 1. Ordnung. Nur 33 Hyper-Radials wurden weltweit gebaut, Schottland davon gehören 9. Aber wenn man es genau wissen will, ist unsere Linse Hyper-Radial und 1. Ordnung, also zwei Grössen in einer Optik. Jede Grösse hat eine bestimmte Brennweite, und das macht unsere Leuchtfeueroptik zu einer sehr schönen und damals sehr wichtigen, die man unbedingt gesehen haben muss. Natürlich haben wir viel mehr Leuchtfeueroptiken im Museum.

Jeder, der mal hier war, oder zumindestens Bilder oder Videos gesehen hat, weiß, dass wir hier eine wunderschöne Küste in Schottland haben, ganz egal ob West-, Nord- oder Ostküste. Damals gab es mehr als 230 Leuchtürme, heute sind es 206 Lichter, die die schöne, aber auch gefährliche Küste Schottlands sicherer machen – bis zum heutigen Tag.

Aus Anlass des 20. Jahrestages der nationalen Automatisierung der Leuchttürme wird das Kinnaird Head Lighthouse in Fraserburgh noch einmal für 24 Stunden von 20:00 Uhr am 30. März 2018 bis 20:00 Uhr am 31. März bemannt sein und leuchten. Führungen zu dieser einzigartigen Aktion »Kinnaird Head Lighthouse Switched On« sind ein unvergessliches Erlebnis und zu jeder vollen Stunden möglich und vorab buchbar.

Martin Schön
-Museum Assistant-

Zusätzliche Informationen

Fotocredits: Kinnaird Head Lighthouse

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