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Land aus Nebel und Licht

von Udo Haafke

Der etwas mystische Titel ‚Land aus Nebel und Licht‘ eines neuen Bildbandes aus dem Drachenmond Verlag über Schottland verrät schon die Intention des Autors und Fotografen Gunnar Kunz, der sich in diesem Buch auf die Suche nach dem schottischen Herzschlag begibt. Der Old Man of Storr von der Insel Skye prangt in Schwarz-Weiß auf der querformatigen Titelseite und versinnbildlicht – ganz dem Konzept entsprechend – die Magie einer geheimnisvollen, ja beinahe unwirklichen Landschaft. Leider erfüllen die Bilder nicht durchgängig die Erwartungen, die der Buchtitel verspricht. Das mag einerseits an der Auswahl der Fotos, andererseits aber auch an einer nicht ganz optimalen Ausarbeitung bzw. Druckqualität liegen. Die Abbildungen erscheinen teilweise flach, und es fehlt mitunter ein wenig an Tiefe, welche die klassische Schwarz-Weiß Fotografie sonst auszeichnet. Gleichwohl erscheint das Layout recht gefällig.

Eigentlich ist das Buch ja auch kein Bildband im üblichen Sinne, sondern vielmehr ein gut lesbares Reisebuch. Die Fotos illustrieren eher die kurzen Geschichten und Erlebnisse des Autors. Gunnar Kunz hat schon vor vielen Jahren Schottland kennen und lieben gelernt und dies in allererster Linie als Rucksacktourist, der mittels ÖPNV und Trampen durch die Lande reist, sich dabei insbesondere auf den Norden und Nordwesten Schottlands konzentriert und die Vielfalt und Skurrilität der Inselwelt beschreibt. Seine launig-humorvollen Berichte sind sehr persönlich gehalten, geprägt von den unterschiedlichsten eigenen positiven wie negativen Erfahrungen mit den Menschen, dem Wetter und der Landschaft, dem Licht und den Farben. Auch mit den Veränderungen über die Jahre.

Kunz macht sich nicht die Mühe das gesamte Land zu entdecken, und er schreckt nicht zurück vor kritischen Anmerkungen hinsichtlich gerühmter Sehenswürdigkeiten und preist andere, die man in vielen Reiseführen vergeblich sucht. Die Beschreibungen seiner, teils sehr mühseligen, manchmal auch frustrierenden Wanderungen spiegeln sehr anschaulich seine dann leicht nachvollziehbaren Gefühle und Empfindungen wider, und der Leser fiebert ein Stück weit mit, wenn es beispielsweise darum geht, im dritten Anlauf die Carsaig Arches zu erreichen. Dabei lernt er ganz beiläufig auch ein wenig über die schottische Geschichte, über Clans und Traditionen. Der Autor war mit Sicherheit nahe dran am schottischen Herzschlag, viel näher, viel intensiver vielleicht als manch anderer Schottland-Tourist. Und es ist auch das Herz des Autoren, das man beim Lesen zu spüren scheint und das den besonderen Reiz dieses sehr persönlichen Buches ausmacht. Seine Leidenschaft für das Backen bringt Kunz schließlich am Ende des Buches auch noch ein, indem er einige Rezepte vorstellt.

Gunnar Kunz
Land aus Nebel und Licht – Auf der Suche nach dem schottischen Herzschlag

Zusätzliche Informationen

Fotocredits: Gunnar Kunz

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