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Kultkekse von Tunnocks

von Udo Haafke

Schottische Traditionen beschränken sich nicht nur auf Kilt, Tartan und Dudelsack, sondern sie erstrecken sich über das gesamte Spektrum des Alltags. Bisweilen wirken sie etwas exzentrisch, wie die Schotten-Cola Irn Bru, oder geradezu liebevoll und im besten Sinne des Wortes altbacken. Dazu zählen insbesondere die Produkte der Firma Tunnock’s im Glasgower Vorort Uddingston. Alles begann mit einer kleinen Bäckerei, die der damals 25-jährige Thomas Tunnock in der Main Street des Ortes für GBP 80 erwarb. Der Laden florierte, mit selbst erdachten Spezialitäten lockte er Kunden in sein Geschäft, eröffnete einen Tea Room. Nach einem Feuer in der Bäckerei zog man in den Laden fast direkt nebenan um, der auch noch heute aktiv ist.

In den 50er Jahren entstanden die Rezepte und Kreationen, die sich schnell etablierten und problemlos das 21. Jahrhundert erreichten. Das besondere an der Erfolgsgeschichte von Caramel Wafers und Tea Cakes, den bestverkauften Produkten der überschaubaren Palette mit Kultstatus, sind zwei Dinge: die Rezeptur wurde seither niemals verändert und auch die Verpackung blieb über die Jahrzehnte nahezu identisch, was sie zu einem, gleichwohl sehr beliebten Exoten im Supermarktregal macht. In den Anfängen verpackten fleißige Hände mühevoll die kantigen Schokoriegel aus geschichteten Lagen dünner Waffeln und Karamellfüllung, heute ist alles weitgehend automatisiert. Fünf Millionen Wafers verlassen in der Woche die Produktionsbänder.

Auch zum 125-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr bleibt Tunnock’s standhafter Familienbetrieb. Mehrfach schon klopften Weltkonzerne an die einfachen Glastüren der Produktionsstätte in der Old Mill Road und versuchten sich einzukaufen und am Erfolg zu partizipieren oder gar das Ruder in die Hand zu bekommen. Fruchtlos. Die Familie hält fest zusammen und Boyd Tunnock, derzeitiges Familienoberhaupt, kommt trotz seines hohen Alters immer noch täglich in die Firma, die ihre Produkte in die ganze Welt exportiert. Erstaunlicherweise ist die Verbreitung im mitteleuropäischen Raum jedoch sehr beschränkt. Die hehren Pläne, die eine Einführung der Tea Cakes in Deutschland vorsahen, wurden kurzfristig gestoppt, obwohl bereits die Verpackungen fertig gestaltet waren.

Zusätzliche Informationen

Fotocredits: Udo Haafke / Tunnocks Archive

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