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Glasgow School of Art

von Udo Haafke

Das königliche Institut britischer Architekten wählte nach einer Umfrage im Frühsommer 2011 die Glasgow School of Art zum besten Gebäude eines britischen Architekten der vergangenen 175 Jahre. Die Gründung dieser Kunsthochschule geht zurück in das Jahr 1844. Damals war die Glasgow Government School of Design in der Ingram Street nahe der Glasgower Merchant City angesiedelt. Mit dem Umzug 1869 in die McLellan Galleries in der Sauchiehall Street erhielt sie ihre auch heute noch bekannte und gültige Bezeichnung, die Weltruhm genießt und so eng mit dem Namen ihres bedeutenden ehemaligen Schülers und Architekten Charles Rennie Mackintosh verbunden ist.

Mackintosh, Polizistensohn und zweites von neun Geschwistern, kam 1883 als 15-jähriger in die School of Art. Schon sehr bald entwickelten sich die künstlerischen Talente des Teilzeitstudenten und seine extreme Vielseitigkeit in jeglicher Kunstform. Ganz im Sinne des damaligen Hochschuldirektors Francis Newbury, der sich für eine allgemeine künstlerisch-gestaltende Ausbildung einsetzte ohne frühzeitige Spezialisierungen. Mackintosh bekam während seines Studiums unzählige Auszeichnungen für die unterschiedlichsten Arbeiten. 1889 trat er dem Architekturbüro Honeyman & Keppie bei und schuf einen eigenen Entwurf für den ausgeschriebenen und geplanten Neubau einer Kunstgalerie mit Museum, in welcher die Kunsthochschule integriert werden sollte. Finanzielle Erwägungen erforderten bereits damals immer wieder Veränderungen in der Ausschreibung. Letztlich jedoch wurde Mackintoshs Entwurf angenommen, und Ende Mai 1898 konnte der Grundstein für das imposante Gebäude in der Renfrew Street gelegt werden.

Das zukunftsweisende Gesamtkonzept des begnadeten Architekten, der gerade einmal 30 Jahre alt war, sah eine geniale Verquickung unterschiedlichster Bedürfnisse vor. Wohnräume für Studenten, große und kleine, offene Ateliers, Gemeinschaftsräume und Vortragssäle. Dabei setzte er geschickt und nuanciert seine eigenen Stilmittel ein, schuf große Fensterflächen, brachte Licht in die Räumlichkeiten, schuf perfekte Details, die als Orientierungshilfe dienen konnten. Dies sowohl in Farbgestaltung als auch in der formalen Ausführung.

Während der erste Teil des Gebäudes bereits 1899 fertiggestellt war, dauerte es noch einmal zehn Jahre bis zur Vollendung des zweiten Bauabschnittes. Mackintosh begründete hiermit beinahe beiläufig die sachliche, etwas strengere Variante des Jugendstils, der in den Folgejahren ganz Europa erfasste und viele berühmte Nachahmer und Gefolgsleute in vielen Ländern hervorbrachte. Dieser Kunststil wurde bald darauf von anderen abgelöst, doch Mackintoshs gestalterische Ideen überdauern nun schon mehrere Generationen, beweisen eine erstaunliche Frische und Zeitlosigkeit. Sie wirken selbst auf die heutigen Studenten immer noch höchst inspirierend. Sein Geist, seine Kreativität durchfluten noch immer die Räumlichkeiten, die auf einer der geführten Touren durch das Haus ebenso die begeisterten Besuchergruppen zu erfassen vermögen. Insbesondere die kleinen, so raffinierten und erstaunlichen Einzelheiten, die oft erst auf den zweiten Blick erkennbar sind, ja oft sogar zunächst übersehen werden, machen die wirkliche Größe des Meisters und seiner genialen Arbeit aus.

Zusätzliche Informationen

Fotocredits: Udo Haafke

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