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Feuerfestival der Wikinger

von Udo Haafke

Am letzten Dienstag im Januar erinnert man sich auf den Shetland Inseln der frühesten Vergangenheit, der ersten Besiedlung der felsigen, damals eher unwirtlichen Eilande im Atlantik durch die Wikinger, die im frühen Mittelalter von Norwegen herüberkamen. Viele Ortsnamen auf dem Archipel klingen skandinavisch, die Aussprache enthält nordische Elemente, klingt beinahe norwegisch. Die Shetlands gehören zwar zu Schottland bzw. Großbritannien, doch erst seitdem 1473 eine Mitgift von den Norwegern an das Herrscherhaus nicht bezahlt und die Inselgruppen der Shetlands und Orkneys als Pfand einbehalten wurden.

Das Up-Helly-Aa Fest beschreibt auf spektakuläre Weise die Wintersonnenwende. Es ist das größte derartige Feuerfestival auf der Welt. Gleichzeitig sollen mit diesem Ritual die nordischen Götter gnädig gestimmt werden für einen milden Sommer und gute Ernten. In mühevoller Kleinarbeit erschaffen Freiwillige während des Jahreslaufs ein originalgetreues Wikingerschiff. Eine stolze Galeere, reich verziert mit Schildern und Drachenkopf, mit wehendem bunten Segel. Am Festtag selbst ziehen die nun in derber Wikingerkleidung ausstaffierten Teilnehmer unter Führung des Guizer Jarl, jedes Jahr von einem anderen Shetländer dargestellt, mit dem fertigen Schiff in die Stadtmitte der Inselhauptstadt Lerwick. Dort gibt es eine große Versammlung und die feierliche Proklamation des Up-Helly-Aa Tages. Die ganze Stadt befindet sich zunehmend im Ausnahmezustand.

Gegen Abend, nach Einbruch der Dunkelheit, sind die Straßen von erwartungsvollen Menschen gesäumt, ganz egal ob es stürmt oder schneit. Die Straßenbeleuchtung erlischt, plötzlich herrscht komplette Dunkelheit. Dann eröffnen blutrote bengalische Feuer den heißen Tanz. Aberhunderte von Fackeln werden entfacht, die Prozession beginnt. An der Spitze das imposante Schiff mit dem Guizer Jarl an Bord, flankiert von zahllosen, Fackel tragenden Wikingern. Es folgen gruppenweise weitere Kostümierte, deren Verkleidung nicht unbedingt etwas mit der nordischen Sagenwelt zu tun haben. Hier erinnert das Ganze ein klein wenig an bekannte Fastnachtsumzüge.

Wenn das Schiff seinen Zielpunkt auf einem großen Sportplatz erreicht hat, scharen sich sämtliche Prozessionsteilnehmer darum herum. Es bildet den Mittelpunkt in einem Meer lodernder Fackeln. Der Guizer Jarl erhebt seine Stimme, spricht einige Worte zu seiner Gefolgschaft, dann verlässt er das Schiff und im gleichen Moment prasselt ein wahrer Lichterregen auf das eben erst geschaffene, traditionelle Wasserfahrzeug nieder. Nur wenig später hat das Feuer ganze Arbeit geleistet, ein Häuflein Asche bleibt zurück, während ein kleines Feuerwerk den optischen Abschluss bildet. Doch noch längst ist der Tag nicht zu Ende: die an der Prozession Beteiligten ziehen nun durch verschiedenste Veranstaltungsräume in der ganzen Stadt, um sich dort bei Speis und Trank, bei Musik und Tanz zu stärken. Erst im Morgengrauen des nächsten Tages findet das Fest seinen allmählichen Ausklang.

Zusätzliche Informationen

Fotocredits: Udo Haafke

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