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Campbeltown – heimliche Whisky-Hauptstadt

von Wilfried Klöpping

Die Schotten sind so eng mit ihrem Whisky verbunden, dass das ganze Land nicht nur als eine Whisky-Region zählt – so wie etwa Kanada, die USA oder Irland – , sondern in sechs unterschiedliche Whisky-Regionen zerfällt. Und den stolzen Schotten passt es gar nicht, wenn ihnen so ein Status aberkannt wird. So geschehen in Campbeltown vor einigen Jahrzehnten, eine kaum wiedergutzumachende Schmach.

Das Küstenstädtchen liegt auf der Halbinsel Kintyre und war zu jeder Zeit fernab vom Schuss. Im Mittelalter war das Städtchen so selbstsicher, dass sich hier, trotz strenger Regularien, Schmuggler und Brenner breitmachten. Denn was zählte schon das Gesetz von Edinburgh oder Glasgow hier? Aber aus Campbeltown kam nicht irgendein Whisky, sondern einer von Weltruf. Grund für den exzellenten Leumund war neben der vortrefflichen Ferne des Gesetzes ein Übermaß an idealen Ressourcen in der Nähe, um einen richtig guten Tropfen zu brennen.

Später gab es dann Lizenzen, wodurch Whisky-Brennen legal wurde, und aus Campbeltown, einer Dirne von zweifelhaftem Ruf, wurde eine angesehene Dame, die inoffizielle Whisky-Hauptstadt Schottlands und damit der Welt. 30 Brennereien hatten zur Hoch-Zeit des Whisky-Zeitalters ihren Sitz in der Stadt, die heute nicht mal mehr 5.000 Einwohner beherbergt.

Doch war die florierende Stadt, so fern vom Schuss sie auch lag, mittlerweile abhängig vom Absatz in der Neuen Welt geworden. So wie viele Brennereien in Schottland setzte Campbeltown den Whisky in den USA ab, und dort kam man in den 1920er Jahren auf die Idee, den vermeintlichen Sittenverfall durch strenge Alkoholgesetze, die Prohibition, zu bekämpfen. Auch Campbeltown traf der Verlust dieses Absatzmarktes heftig und ein Brennereien-Sterben begann. Außerdem waren durch die vielen Brennereien die Torfvorkommen der Gegend mittlerweile erschöpft und es herrschte Rohstoffmangel.

So harsch traf die Krise die kleine Stadt, dass man sogar – das schlimmste Schicksal, was nur vorstellbar war – den Status als eigene Whisky-Region verlor. Doch die drei Brennereien, die das Whisky-Sterben Campbeltowns überlebt hatten, erholten sich mit den Jahren, so wie auch die Torfvorkommen in der Region. Und die Brennereien stellten einen so verteufelt guten Whisky her, dass man ihnen auch das Recht zurückgab, sich als selbstständige Whisky-Region zu bezeichnen. Für eine so kleine Stadt eine Ehre, die sonst nur noch die Insel Islay genießt, die ebenfalls nicht zu einer geographischen Überregion gehört, sondern ihr eigenes Whisky-Süppchen brennen darf.

Wie auf der torffreichen Insel Islay gelten auch die Whiskys aus Campbeltown als Getränke für den Kenner. Sie sind torfig und haben eine salzige Küstennote, dabei wirken sie trocken und komplex. Kenner rühmen ihren vollen Abgang. Campbeltown hat seine Identität als nicht nur heimliche Whisky-Hauptstadt der Welt selbstverständlich verinnerlicht und bietet Führungen durch die altehrwürdige Destillerie von Springbank an. Der Springbank Whisky ist auch eine der bekanntesten Marken aus Campbeltown und wird in drei höchst unterschiedlichen Varianten angeboten und von Baroleo, dem Onlineshop für Spirituosen, in München von Andreas Auer importiert und vertrieben.

Fotocredits: Springbank Distillery / Udo Haafke

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