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Zwei Tage in Aberdeen

von Udo Haafke

Aberdeen, die drittgrößte Stadt Schottlands,“the Granite City“, die Granit-Stadt, birgt mancherlei Geheimnisse, die sich an einem Wochenende prima entdecken lassen. Bei gutem Wetter, und das gibt es im Nordosten des Landes recht häufig, glänzt und glitzert Aberdeen glamourös und edel, wird sogleich zur „Silver City“.

15.00 Uhr. Vom Flughafen aus geht es zunächst an das nördlich des Stadtzentrums gelegene Delta des River Don, der sich nach eleganten Schwüngen in den Atlantik ergießt. Der Blick übers Meer verrät die maritime Betriebsamkeit Aberdeens, Frachtschiffe warten auf Einfahrt in den Hafen. Ein langgestreckter Sandstrand öffnet sich gen Süden. Am Ende ragt der Navigationsturm des Hafens in den Himmel. Sanft rauscht die Brandung heran, feiner Sand knirscht unter den Schuhen. Mit etwas Glück zeigen sich Delfine. Näher am Stadtzentrum wird es geschäftiger als auf dem Strand. Beachvolleyball und Tennis gleich an der Promenade, Kinder wagen das Bad im Meer, Eltern genießen das selbige in der Sonne. Ein Riesenrad überragt unterschiedlichste Vergnügungsangebote.

17.00 Uhr. Das Dörfchen Footdee, von den Aberdonians liebevoll „Fittie“ genannt, liegt unterhalb des Towers. Freizeitidylle für Lebenskünstler im Schatten mächtiger Hafenanlagen. Im Karomuster geschützt vor Wind und Wetter angelegt, Grünflächen dazwischen, gibt es verspielte Schrebergärten und Privatwohnungen, Katzen schleichen schnurrend um die Ecken, Wäsche flattert lustig im Wind, Gartenzwerge feixen neckisch. In den Fenstern prangt Nippes aus Porzellan, leuchten bunte Blumensträuße.

18.30 Uhr. Zeit fürs Dinner im Silver Darling. Das mehrfach ausgezeichnete und für das Angebot an Meeresfrüchten gerühmte Restaurant, bildet das kulinarische Glanzlicht des malerischen aberdonischen Außenpostens. Komplett verglast bietet der Gastraum in der oberen Etage beste Aussichten auf Hafenausfahrt und Meer bei einem gepflegten 3-Gänge Menü, bestehend aus z.B. Ente in drei Variationen, gekochten Heilbutt mit Hummermousse und marinierten Muscheln sowie einem Karotten-Kokospudding zum Abschluss. Der anschließende Dram zum entspannten Ausklang des Abends könnte aus der Glen Garioch Destillerie stammen, der östlichsten Whiskybrennerei der Highlands, bevor es ins familiär geführte 4-Sterne B&B The Jays in der Kings Street geht.

9.00 Uhr. Nach einem opulenten schottischen Frühstück von der Wirtin Alice liebevoll zubereitet, führt der Weg ins Zentrum Aberdeens. Am Tollcross Square ragt eine antike Säule in die Höhe. Auf deren Spitze thront ein weißes schottisches Einhorn, das stolz die Union Street herunterblickt. Imposant auch die Türme des Townhouse und des Marischal College, vor dem Robert the Bruce, schottischer König und Volksheld, mitsamt Pferd Wache schiebt.

10.30 Uhr. Einen Abstecher lohnt die Aberdeen Art Gallery, ein Kunstmuseum mit ausgezeichneter Gemäldesammlung schottischer Maler aus früheren Zeiten über die Periode der renommierten Glasgow Boys bis zu Jack Vettriano, dem umstrittenen Vertreter zeitgenössischer Malerei in Schottland.

12.00 Uhr. Die kleine Parkanlage Union Terrace Gardens schmiegt sich gegenüber vom „His Majesty’s Theatre“ zwischen die beiden Hauptverkehrsadern und bildet reizvolle, blumenumrankte Farbkontraste zur georgianischer Architektur ringsum. Sie stellen gleichzeitig eine Verbindung in die historische Unterstadt dar, dem „Merchant Quarter“. Der mittelalterliche Stadtteil mit seinen Kopfsteinpflastergassen, „The Green“, Keimzelle des ursprünglichen Aberdeen, besitzt eine ganz eigentümliche Atmosphäre. Kleine Bars, Pubs und Restaurants sind insbesondere bei Studenten beliebt. Im rustikal eingerichteten Café 52 gibt es kleine Lunch-Gerichte zu zivilen Preisen. So die regionale Fischsuppe Cullen Skink oder der exotische Portobello-Ziegenkäse Burger.

13.30 Uhr. Das Maritime Museum in der Ship Row beschäftigt sich mit der großen Historie der Seefahrt in der Region und deren Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft Aberdeens. Im Zentrum des Gebäudes steht ein Modell einer Ölplattform, die selbst im kleinen Maßstab einen atemberaubenden Eindruck macht und Bewunderung all jenen zollt, die an einem solch exponierten Ort auf offener See ihr Tagwerk verrichten.

15.30 Uhr. Der traditionelle Afternoon Tea bekommt im Carmelite Hotel am The Green eine völlig neue Bedeutung mit einer Mischung aus verspielter Exzentrik und britischem Humor. Mad Hatters Tea Party nennt sich die tägliche Veranstaltung, bei der zur Begrüßung Sekt fließt, und eine vergnügliche Atmosphäre wie beim Kostümball herrscht.

16.30 Uhr. Zwischen der ‚Granitmeile‘ Union Street, Union Terrace, Schoolhill und Upper Kirkgate befinden sich mehrere hundert verschiedene Geschäfte bedeutender Modeketten, Computer- und Medienshops sowie bekannte Kaufhäuser – Shopping vom Feinsten. Beim Buchhändler Waterstones lohnt ein Blick in die Abteilung Regionales. Gleich fünf moderne Einkaufsgalerien buhlen verschwenderisch um Schaulustige, in Belmont und Rose Street kommen individuellere und etwas exzentrischere Geschäfte zu ihrem Recht. Lange Öffnungszeiten, mindestens bis 20 Uhr ermöglichen einen entspannten Einkauf.

20.30 Uhr. Nach dem Einchecken im Ardoe House Hotel & Spa, das wie ein kleines Schloss auf einer Anhöhe knapp vier Kilometer westlich des Stadtzentrums liegt, wartet ein entspanntes 3-Gang-Menü aus traditionellen Gerichten mit modernen Einflüssen. An der Laird’s Bar im Haus sollte die Wahl einen Fettercairn-Whisky treffen, der aus dem Süden Aberdeenshires kommt.

8.30 Uhr. Ein erfrischendes Bad vor dem Frühstück im Wellnessbereich des Hotels läutet den Tag der Abreise ein. Zunächst ist der Leuchtturm von Aberdeen das Ziel im Süden des Hafens und des Dee-Deltas. Von hier aus bietet sich eine zauberhafte Aussicht über die eindrucksvollen Hafenanlagen auf die Skyline der Stadt, beeindruckend auch die Ein- und Ausfahrmanöver der Ozeanriesen. Aber Vorsicht: hier oben pfeift ein ordentlicher Wind.

10.00 Uhr. Aberdeen Old Town etwas nördlich der Innenstadt beherrscht das Kings College, drittälteste Universität Schottlands. Signifikant die offene Kronenkuppel der Kirche auf dem geschichtsträchtigen Campus. Die High Street flankieren historische Gebäude aus dunklem Sandstein und kontrastieren zum modernen würfelförmigen Gebäude der Sir Duncan Rice Bibliothek, die sich in Sichtweite mit ihrer urwaldähnlichen Fassade erhebt und einige Architekturpreise einheimsen konnte.

11.00 Uhr. Schnell einen Blick in die ehrwürdige St. Machars Kathedrale mit ihrer eindrucksvollen Kassettendecke geworfen und dann eine kurze Wanderung durch den Seaton Park hinüber zur Brig o’Balgownie, der ältesten mittelalterlichen Brücke Schottlands, die sich malerisch über den Don wölbt. Studenten feierten hier oft ihre bestandenen Examina mit einem Sprung aus 17 Metern in den dahinplätschernden Fluss. Dieser Übermut wollte mit so manchem Knochenbruch bezahlt sein. Nach knapp 10 Minuten Taxifahrt ist der Flughafen wieder erreicht.

Zusätzliche Informationen

Fotocredits: Udo Haafke

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